Novag Sapphire II

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Novag Sapphire II (Art.38601)

Sapphire II mit Magnetbrett

Hersteller Novag
Markteinführung 1997
CElo 2150
Programmierer Kittinger, David
Prozessor Hitachi H8/3258 (rom C67)
Prozessortyp 8 Bit, Singlechip
Takt 32 MHz (16 MHz internal)
RAM 129 KB davon 118 KB für Hash Tables
ROM 128 + 32 KB
Bibliothek > 123.000 Halbzüge + ca. 3000 programmierbare
Einführungspreis 429 DM (215 €)
Rechentiefe 28 Halbzüge
BT-2450
BT-2630 2091
Colditz
Verwandt Novag Diamond II
Zugeingabe Tastatur
Zugausgabe Display
Display 7 Segment LCD Anzeige
Stromversorgung Batterie = 4xAAA, Netz = Novag 8210 (9V/300mA DC, Plus außen!)
Spielstufen 64
Maße 15,5 x 8 x 2 cm
Sonstiges
Teil des Novag Super System
Level Info
Bedenkzeit Level
30 Sek. / Zug AT5 (Feld B5)
30 Min. / Partie SD5 (Feld C5)
60 Sek. / Zug AT6 (Feld B6)
60 Min. / Partie SD6 (Feld C6)
Turnier TR7 (Feld A7)
Analyse AN8 (Feld E8)

Novag lässt uns nicht verkommen

Sapphire II de Luxe " das ideale Edelholz-Kombinationspaket

von Günter Rehburg (aus Computer Schach & Spiele / Heft 6 / Dezember 1997)

Der in Hongkong ansässige Schachcomputer-Hersteller Novag besitzt Tradition. Wer erinnert sich nicht an den legendären Super-Constellation, das Blitzmonster Expert, den Super Forte oder den Scorpio S.E., um nur einige Highlights zu nennen. Rechtzeitig zu Weihnachten 97 kommt Novag nun mit einer interessanten Kombination von Reisegerät und Edelholzbrett auf den Markt. Günter Rehburg berichtet.

Das im Vergleich zu den Branchenriesen eher kleine Unternehmen Novag ließ sich von der Vielzahl der Top-Entwicklungen der Giganten in der Brettcomputerszene zu keinem Zeitpunkt schrecken. Firmenchef Peter Auge und seine Entwicklungsabteilung schien vielmehr von den Produkten der Konkurrenz geradezu zu eigener Kreativität inspiriert zu werden. Von der Innovationsbereitschaft Novags zeugen beispielsweise die Verbindungsbox, die bereits sehr frühzeitig über die RS232-Schnittstelle Kommunikation mit dem PC ermöglichte, wie auch das TV-Interface, das für eine Abbildung des Brettgeschehens auf dem Bildschirm sorgte.

Sicher musste auch Novag ob der hereinbrechenden PC-Flut die eine oder andere Entwicklung zurücknehmen. Bis heute stellte sich jedoch nie das Gefühl ein, dass die von dieser Firma herausgebrachten Geräte lediglich auf den Massenmarkt abzielen. Der Sapphire II de Luxe bietet die Kombination des zweifelsfrei spielstärksten Reisegerätes mit einem formschönen Edelholzbrett einerseits und die Kontaktmöglichkeit eben dieses "Universal Electronic Chess Boards" zum Personal Computer andererseits " ein beredter Zeuge dafür, dass Novag nicht bereit ist, die Freunde der Brettcomputer verkommen zu lassen.

Äußerlichkeiten

In seinem Erscheinungsbild unterscheidet sich der Sapphire II von seinem Vorläufer lediglich durch die silbergraue Farbgebung, einige Farbänderungen in der Tastenbeschriftung und natürlich den neuen Schriftzug für das Gerät. So gleicht der "Reise-schachfreund" mit seinen 80 x 155 x 20 mm, dem Display am oberen Geräterand und seinen 24 runden Bedienungstasten eher einem leicht aus den Fugen geratenen Taschenrechner als einem Schachcomputer. Zum Lieferumfang gehört ein einklappbares Metallbrett (170 x 160 mm) mit haftenden Figurenplättchen zum Nachvollziehen der auf dem Display angezeigten Züge. Sehr zweckmäßig und formschön ist das ebenfalls mitgelieferte Etui, in dem sowohl die Rechnereinheit als auch das Klappbrett Platz finden.

Ausstattung und Funktionsumfang

Wie sein Vorgänger ist Novags Sapphire II mit einem Programm David Kittingers ausgestattet. Es läuft auf dem RISC-ähnlichen H8-Prozessor, dessen Taktfrequenz um 12 MHz auf jetzt 32 MHz angehoben wurde. PC-Anwendern würde eine derartige Steigerung nicht einmal ein müdes Lächeln abzwingen. Freunde des Brettcomputers sehen demgegenüber 12 MHz auch heute noch geradezu als einen Schritt mit Siebenmeilenstiefeln an. So weit zurück ist die Zeit jedoch nicht, in der eine Steigerung von 3,5 auf 5 MHz als eine Art Weltwunder der technischen Entwicklung bestaunt wurde. 118 KByte sind beim Sapphire II für die Hash-Tables vorgesehen.

Mit der Bedeutung und Bedienung der Funktionstasten sollten Sie sich mittels der Bedienungsanweisung rechtzeitig vor der Reise vertraut machen, da sie nicht immer leicht verständlich und übersichtlich geraten ist. Es bedarf einiger Eingewöhnung, sich in der Vielfalt der Möglichkeiten zurechtzufinden. Andererseits weist die hohe Anzahl der teilweise zudem doppelt belegten Tasten auf einen Funktionsumfang hin, der jedem Vergleich mit der Konkurrenz mühelos standhält.

Sämtliche Funktionen des Sapphire II eingehend zu beschreiben hieße, den Rahmen dieser Betrachtung bei weitem zu überschreiten. Lassen Sie mich daher die wichtigsten herausgreifen und kurz erläutern: 56 Spielstufen sind zwar kein Hinweis auf die Qualität des Programms, garantieren aber einiges an Abwechslung. Hinzu kommen acht Mattsuchstufen. Bei hinreichender Bedenkzeit soll das Novag-Gerät in der Lage sein, ein Matt in bis zu 14 Zügen anzukündigen.

Vor Beginn der Partie kann nicht nur zwischen Ein-und Ausschaltung der Turnierbibliothek gewählt werden, vielmehr ist es zudem möglich, einen passiv oder aktiv angelegten Eröffnungsbereich anzuwählen. Insgesamt umfasst dieser 123.000 Varianten. Beim Spielstil besteht die Möglichkeit der Wahl zwischen "selektiv" und "brute force". Hinzugeschaltet werden können außerdem die Lernfunktion (Computer lernt aus gespielten Spielstellungen) wie auch die "Extensions", die eine gründlichere Analyse relevanter Partiestellungen sicherstellen.

Während der Partie haben Sie unter Anwendung der Hint-Taste Gelegenheit, Zugvorschläge einzusehen. Mit der "Next-best"-Funktion können Sie bei Nichtgefallen des gegnerischen Zuges den Sapphire II einen anderen Antwortzug errechnen lassen. Ein zusätzlicher Zufallsgenerator kann für weitere Abwechslung sorgen. Gefällt Ihnen die gesamte Entwicklung der Partie nicht, können Sie - und das sollte nun doch wohl wirklich reichen - bis zu 400 Halbzüge zurücknehmen. Nach Abschluss der Partie können Sie sie für die "Ewigkeit" abspeichern. Der Gerätespeicher nimmt insgesamt 64 Partien oder 10.000 Halbzüge auf.

...und die schachlichen Fähigkeiten?

Eine Partie (60 Minuten) gegen den Mephisto Berlin Professional 68020 soll einen ersten Eindruck vom schachlichen Vermögen unseres kleinen "Taschenrechners" vermitteln: Zugegeben, ich habe ein Highlight aus der Testreihe herausgesucht. Es darf auch nicht erwartet werden, daß der Nachfolger eines Gerätes, das in der SSDF Liste bei Elo 2087 lag, nun gleich reihenweise Gegner einer um fast 150 Elo stärker einzuschätzenden Klasse besiegt. Dennoch blieb das Wettkampfergebnis gegen den Mephisto Berlin Professional 68020 insgesamt positiv. Es muß auch im Bereich der "künstlichen Intelligenz" so etwas geben wie "Gegner, die einem liegen". Eine erschreckende Niederlage gab es dafür gegen den Mephisto MM VI: Es ist nicht ganz einfach, aus den Ergebnissen der Testpartien Rückschlüsse auf die Spielstärke des Sapphire II zu ziehen:

Sapphire II - Novag Sapphire	     2 : 0
Sapphire II - Mephisto MM VI	     1 : 1
Sapphire II - Mephisto Berlin Pro    3 : 1
Sapphire II - Mephisto Atlanta	   0,5 : 0,5

Mehr Aussagekraft besitzen da schon die Analysen der einzelnen Partien wie vielleicht auch das Ergebnis der hauseigenen Teststellungen, die auf der CSS-Jahresdiskette 1992 einzusehen sind:

Programm Sapphire Sapphire II MM VI Berlin Pro Saitek Sparc
Taktik 57 57 34 67 57
Strategie 92 89 66 96 74
Endspiel 29 37 18 37 52
Gesamt 178 183 118 200 183

Aus dem Lösungsverhalten bei einzelnen Teststellungen ist dabei erheblich mehr zu ersehen als aus dem nackten Zahlenwerk. Immerhin ist auch daraus abzulesen, dass der Sapphire II im Endspielbereich eine Steigerung gegenüber dem Vorläufermodell zu verzeichnen hat. Ein Eindruck, der sich in den Testpartien erhärtete.

Überhaupt scheint Dave Kittinger dem Sapphire II ein Mehr an Schachwissen mit auf den Weg gegeben zu haben. Darüber hinaus wirkt sich die höhere Taktfrequenz ebenfalls auf die Spielstärke aus. Dennoch dürfen die leichten Vorteile gegenüber der Vorgängerversion im Spielverhalten nicht überbewertet werden. Ich schätze, dass der Novag Sapphire II um circa 30 Elopunkte zugelegt hat und sich damit in der SSDF-Liste etwa bei 2.120 Elo einordnen dürfte.

Da kommt Freude auf

Sapphire II de Luxe, das verspricht nicht nur von der Namensgebung her Spielfreude in Reinkultur. Mit dem "Universal Electronic Chess Board" gehört zum "de Luxe"-Lieferumfang ein Edelholzbrett von 37 x 37 x 3,5 cm mit 81 Felddioden, das eine nicht zu erahnende Funktionsvielfalt besitzt. So besteht einerseits die Möglichkeit, das Universal Schachbrett an die Rechnereinheit des Sapphire II anzuschließen und nunmehr sowohl die eigenen als auch die vom "elektronischen Schachfreund" errechneten Züge auf dem Edelholzbrett auszuführen. Andererseits kann mittels eines Interface-Kabels über eine serielle Schnittstelle Verbindung zum PC aufgenommen werden.

Herstellung der Kabelverbindung, Installation der Treiberprogramme wie auch der Betrieb mit den einzelnen Schachprogrammen dürften selbst für den ungeübten PC-Anwender nicht zu einem unüberwindlichen Hindernis werden. Die Handlungsabläufe werden in der Bedienungsanleitung ausführlich beschrieben. Einziger Knackpunkt könnte die richtige Angabe der freien COM-Schnittstelle sein. Hier müssen Sie Ihre Rechneranschlüsse einer Überprüfung unterziehen, um festzustellen, welche serielle Schnittstelle zur Verbindung mit dem "Universal Electronic Chess Board" zur Verfügung steht.

Das Spielen auf dem Brett gestaltet sich recht komfortabel. Beim Ziehen müssen die Figuren nicht unbedingt angehoben und abgesetzt werden, vielmehr ist auch ein Schleifen möglich. Allerdings muss die Zugausführung schon mit einer angemessenen Geschwindigkeit erfolgen, soll es nicht doch zu Fehlanzeigen kommen.

Zwei Punkte, die Anlass zur Kritik geben, sollen Ihnen dennoch nicht verschwiegen werden: Der Stellungsaufbau beim Novag Universal Schachbrett im Zusammenspiel mit dem Sapphire II gerät reichlich umständlich und ist beispielsweise für die Eingabe von Teststellungen schlichtweg unbrauchbar. Bedauerlich ist auch, dass für den PC-Betrieb lediglich Treiber für die Programme Fritz 1 bis Fritz 3, Mephisto Advantage, Genius 3, Rebel 7 und für das Novag-Programm WChess zur Verfügung stehen. Ein Schicksal, das sich die Nutzer des Novag Universal-Brettes mit den Anwendern einer Reihe anderer PC-Bretter teilen.

Der Preis für das Reisegerät Sapphire II liegt bei DM 429,-. Wer das Gerät gelegentlich auch batteriesparend am Stromnetz betreiben möchte, sollte noch DM 25,- für den Netzadapter mit einkalkulieren. Für das mit dem gleichen Programm ausgerüstete Brettgerät Diamond II sind DM 498,- über den Ladentisch zu reichen. DM 499,- DM kostet das Universal Schachbrett in Edelholz. Die Kombination Sapphire II, Universal-Brett und Netzadapter, der Sapphire II de Luxe also, wird zum günstigen Komplettpreis von DM 798,- im Fachhandel erhältlich sein. Ja, Novag lässt uns eben auch zu Festzeiten nicht verkommen.

Inside the Chess Computer

Inside
Mainboard
Hitachi H8/325 Microcontroller