SciSys Chess Champion Mark VI
SciSys Chess Champion Mark VI - Philidor Modul | ||
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Philidor Modul | ||
Hersteller | SciSys | |
Markteinführung | Philidor-Modul 1982 | |
CElo | 1500 | |
Programmierer | Broughton, David und Taylor, Mark | |
Prozessor | 6502 | |
Prozessortyp | 8 Bit | |
Takt | 2 MHz | |
RAM | 16 KB | |
ROM | 32 KB | |
Bibliothek | 3.500 Züge | |
Einführungspreis | 298 DM (Philidor Modul) | |
Rechentiefe | ||
BT-2450 | ||
BT-2630 | ||
Colditz | ||
Verwandt | SciSys Chess Champion Mark V | |
Zugeingabe | Tastatur, optionales Magnet Sensorbrett | |
Zugausgabe | LCD Schachbrett, 16-stellige Kommentar-Anzeige | |
Display | 16-stellige Kommentar-Anzeige | |
Stromversorgung | DC 8-Volt / 7,5 Watt | |
Spielstufen | viele vordefinierte und frei programmierbar | |
Maße | 34.2 x 25.4 x 4.5 cm | |
Sonstiges | ||
Simultanspiel von 12 Partien möglich, erweiterbar mit SciSys Chess Champion Sensory Board, leicht verbessertes Erweiterungsmodul für den Mark V, vergrößerte Eröffnungsbibliothek |
Ein verbessertes Programm für den SciSys Chess Champion Mark V unter dem Namen Mark VI Philidor Modul war Ende 1982 erhältlich. Es kostete 298 DM und galt ausdrücklich als Erweiterung und nicht als das verbesserte Mark V-Programm. Die Zugeingabe erfolgte entweder über eine alphanumerische Koordinateneingabe per Tastatur oder über eine sogenannte Cursorsteuerung, die über eine große Zentraltaste ähnlich wie der Steuerknüppel eines Telespiels funktionierte. Diese Art der Zugeingabe war natürlich etwas gewöhnungsbedürftig, vermittelte dann aber das vom normalen Schachspiel her gewohnte Gefühl, man würde mit der Hand nach einem Stein tasten.
Eine Besonderheit war die Möglichkeit, bis zu zwölf Partien gleichzeitig zu spielen bzw. zu speichern. Das ist dann sinnvoll, wenn man eine längere Partie abbrechen muss und in der Zwischenzeit ein anderer oder man selbst eine Kurzpartie spielen möchte. Der Mark V speicherte alle laufenden Partien wochenlang, selbst dann, wenn man ihn vom Netz trennte. Als Zubehör gab es ein Sensorbrett (SciSys Chess Champion Sensory Board), dass einschließlich Figuren etwa DM 498,00 kostet.
Zum neuen Programm schrieb der Hersteller: "Mit ihm bekommt den Computer eine erweiterte Eröffnungsbibliothek und erhebliche taktische und positionelle Verbesserungen im Mittel- und Endspiel. Der Unterschied zu Mark V wird schon beim Einschalten ersichtlich, das Gerät meldet sich mit "Chess Champion 6" startklar."
Die Eröffnungsbibliothek wurde in der Tat enorm vergrößert. Zwar fehlten einige Exoten (z.B. Orang-Utan), doch dafür beobachtet man bei allen wichtigen Eröffnungssystemen eine beachtliche Variantenbreite. Die Tiefe lag meist bei 7 bis 9 Zügen, in Einzelfällen spuckte der Computer auch noch den 11. Zug für Weiß aus. Insgesamt sollen es 3500 Züge gewesen sein. Mark VI bevorzugte zwar bestimmte Eröffnungen (z.B. Sizilianisch auf 1.e4), spielt jedoch in der Anfangsphase deutlich abwechslungsreicher als sein Vorgänger.
Im Mittelspiel sah es weniger rosig aus. Ein Wermutstropfen für damalige MK V-Freunde: Der große Bruder Mark VI verhielt sich in allen Modi gleich, sowohl in Normal- (durchschnittliche Zeit/Zug), Speed- (feste Zeit/Zug), als auch in Turniereinstellung (X Züge in Y Zeiteinheiten). Dabei rechnete er etwas selektiver als Mark V (in Turniereinst.). Dies führt einerseits dazu, dass gewisse Zugzwang-Kombinationen früher gefunden wurden, andererseits übersah der Computer durch das gröbere Raster auch so manches.
Bemerkenswert ist vielleicht noch, dass MK VI schon im Mittelspiel ein Auge auf weit vorgerückte Freibauern warf und diese seinerseits auch recht geschickt einzusetzen wusste. Taktisch war er nicht ganz so stark wie z.B. Fidelity Sensory Chess Challenger 9 oder Novag Constellation, jedoch wurden praktisch alle dreizügigen (Matt-Kombinationen) bei 3 Minuten pro Zug gefunden.
Tiefer liegende Abspiele fielen sehr oft der Vorselektion zum Opfer, so konnte MK VI Ketterlings klassischen Vierzüger erst nach 48:14 lösen (MK V schaffte es in 7:37). Gab man aber den ersten Zug vor, fand er den verbleibenden Dreizüger nach 0:14!
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Lösung: 1. Dxh7+ Kxh7 2. Th3+ Kg8 3. Sg6 nebst Th8#
Verführung: 1. Sd5 Ta6 2. Sc7 nebst Sxa6 und Qualitätsgewinn |
Das Initiativverhalten wurde etwas gebremst, das Mark Vl Philidor-Programm machte öfters unverständliche Figuren-(rück-)züge, das Spiel wirkte dann konzeptlos und erinnerte an das "Maschinenschach" vergangener Tage.
Im Endspiel bot die neue Software keine nennenswerten Verbesserungen. Zwar achtete MK VI mehr auf gefährliche Freibauern, ein Zuwachs an Schachtheorie (wie z.B. Quadratregel, Durchbringen eines Freibauern gegen den feindlichen König etc.) konnte nicht registriert werden. Die Bauernmajorität auf einem Flügel wurde oft ungeschickt postiert und man konnte dem Programm teils in Verluststellung noch das Fell über die Ohren ziehen.
In Turniereinstellung teilte sich das neue Modul seine Bedenkzeit viel besser ein als Oldie MK V, mitunter wurden die Zeitreserven (aus der Eröffnung) zu schnell aufgebracht. Im Normalmodus überzog MK VI in komplizierten Stellungen die durchschnittliche Bedenkzeit gewaltig, machte dafür aber in einfachen Endspiel-Stellungen wieder Boden gut. Der Problemmodus des alten Programms wurde unverändert übernommen und lieferte gute Lösezeiten (2-Züger innerhalb 0:10, 3-Züger nach spätestens 2:00), man kann bis Mat in 7 einschließlich Nebenlösungen suchen lassen.
Letztendlich erspielte sich das neue Programm einen deutlich Elo-Zugewinn auf Aktivschach Level, im Bereich des Turnierschachs hingegen veränderte sich nichts im Vergleich zum Vorgänger Mark V.
Prospektauszüge
Partiebeispiele