Saitek GK 2000

aus Schachcomputer.info Wiki, der freien Schachcomputer-Wissensdatenbank
Version vom 7. Juli 2024, 09:59 Uhr von Chessguru (Diskussion | Beiträge) (Textersetzung - „GK2000“ durch „GK 2000“)
Saitek GK 2000 (Art.272)
Hersteller Saitek
Markteinführung 1992
CElo 1972
Programmierer Morsch, Frans
Prozessor Hitachi H8/3238 (rom A13)
Prozessortyp 8 Bit, Singlechip
Takt 20 MHz (10 MHz internal)
RAM 512 Bytes
ROM 16 KB
Bibliothek 2.000 Halbzüge
Einführungspreis 150 € (295 DM)
Rechentiefe 16 Halbzüge
BT-2450 1876
BT-2630 1889
Colditz
Verwandt Mephisto Mythos, Saitek Barracuda, Mephisto Chess Explorer
Zugeingabe Drucksensoren
Zugausgabe 5-stellige 7-Segment Anzeige, 16 Rand LEDs
Display 5-stellige 7-Segment Anzeige
Stromversorgung 6x Babyzellen (Typ C), 9V / 300mA (Plus innen)
Spielstufen 64
Maße 42 x 28 x 3,9 cm (Spielfläche 20 x 20 cm, Königshöhe 5 cm)
Sonstiges
Das identische Programm ist auch als Reiseschachcomputer in Form des Mephisto Miami erhältlich

Hier die wichtigsten Spielstufen, es sind alle 64 Felder mit Spielstufen belegt.

Dieser Computer aus dem Jahr 1992 zeichnete sich durch ein hervorragendes Preis- Leistungsverhältnis aus und kann sowohl Anfängern als auch starken Turnierspielern empfohlen werden.

Die Proportionen von Feld- und Figurengröße sind bei diesem Gerät sehr gut, der Spieler behält jederzeit die Übersicht über die Ereignisse auf dem Brett. Die Züge werden über angenehm leichtgängige Drucksensoren eingegeben. Der GK 2000 informiert den Spieler über Rand-LEDs und das sehr gut ablesbare LCD-Display über seine Antwort.

Das Display ist gut gestaltet, der Anwender kann eine Vielzahl von Informationen abrufen, z. B. Stellungsbewertung, Hauptvariante, Anzahl der berechneten Positionen, Spielzeiten und die Rechentiefe. Falls der Spieler während der Partie nur bestimmte Infos haben will, kann er die Anzeige auf seine eigenen Bedürfnisse anpassen und selbst programmieren!

Feste Spielstufen sind in überreicher Zahl vorhanden, Blitz-und Turnierschachstufen bietet der GK 2000 ebenso an wie z. B. eine Analysestufe und 8 Mattsuchstufen. Zusätzlich bedacht wurden auch Anfänger und Einsteiger, für diese Zielgruppe bietet der Computer abgeschwächte Stufen an, um zu dem unbedingt notwendigen Erfolgserlebnis zu kommen.

Das Herz des GK 2000 ist ein mit 10 MHz getakteter H8-Prozessor von Hitachi, der eine sehr schnelle Abarbeitung des Schachprogramms ermöglicht. Dieser Singlechip bringt immerhin 4 MIPS ( = 4 Millionen Instruktionen in der Sekunde) auf die Waage, dieser Wert entspricht in etwa dem eines 386er PC mit 16 MHz.

Ein weiterer Pluspunkt dieses Prozessors ist der äußerst sparsame Energieverbrauch, das Gerät kann problemlos ca. 150 Stunden mit Batterien betrieben werden, ein Netzteil tut's natürlich auch. Eine laufende Partie kann jederzeit unterbrochen werden, der Computer merkt sich alle laufenden Einstellungen.

Weitere interessante Features sind die wählbare Bibliothek und die verschiedenen Spielstile. Um mehr Abwechslung zu bekommen, kann der Spieler zwischen verschiedenen Eröffnungsbüchern wählen : aktive, passive und uneingeschränkte Eröffnung. Dem Rechner kann vorgeschrieben werden, ob er die Züge eher Brute Force oder Selektiv berechnen soll, hier ist das Spielverhalten beeinflussbar. Der Saitek-Rechner kann ebenfalls wie andere Geräte das Ticken einer Schachuhr simulieren, auf Wunsch kann der Besitzer echte Turnieratmosphäre bekommen.

Die Programmalgorithmen haben nur einen Umfang von 16 KB, trotzdem bringt das Gerät ordentliche schachliche Leistungen. Zur Analyse taktischer Stellung ist das Programm besonders gut geeignet, hier werden durch die Unterstützung des schnellen Prozessors sehr gute Ergebnisse erreicht. Lediglich das Endspielverhalten des Computers ist, wie bei vielen Morsch-Programmen, zu beanstanden.

Dieser günstige Schachcomputer bot gute Spielstärke + Komfort zu einem äußerst zivilen Preis. Die Zielgruppe erstreckte sich vom Anfänger bis zum guten Vereinsspieler.

Levelübersicht

Sekunden pro Zug

  • A1 1 Sek. / Zug
  • B1 2 Sek. / Zug
  • C1 3 Sek. / Zug
  • D1 5 Sek. / Zug
  • E1 10 Sek. / Zug
  • F1 15 Sek. / Zug
  • G1 20 Sek. / Zug
  • H1 30 Sek. / Zug
  • A2 45 Sek. / Zug
  • B2 1 Minute / Zug
  • C2 1,5 Min. / Zug
  • D2 2 Min. / Zug
  • E2 3 Min. / Zug
  • F2 5 Min. / Zug
  • G2 10 Min. / Zug
  • H2 unbegrenzt

Turnierstufen

  • A3 1 h 30 Min. / 40 Züge
  • B3 1 h 45 Min. / 35 Züge
  • C3 1 h 45 Min. / 40 Züge
  • D3 1 h 30 Min. / 35 Züge
  • E3 2 h / 40 Züge
  • F3 2 h 30 Min. / 45 Züge
  • G3 2 h / 50 Züge
  • H3 3 h / 40 Züge

Zeit pro Partie

  • A4 5 Min. / Partie
  • B4 10 Min. / Partie
  • C4 15 Min. / Partie
  • D4 20 Min. / Partie
  • E4 30 Min. / Partie
  • F4 45 Min. / Partie
  • G4 60 Min. / Partie
  • H4 90 Min. / Partie

Inside the Chess Computer


Der Frans, der kann's

Neuer Saitek-Computer besticht durch Spielstärke und Funktionalität (aus Computerschach und Spiele / Heft 5/92)

Dass die Schachcomputer von Saitek immer mit modernster Technologie und einer Fülle von nützlichen Funktionen ausgestattet waren, ist in der Szene gut bekannt. Dass es mit der Spielstärke meist haperte, ebenfalls. Nun präsentiert der Hongkonger eine neue Linie von preiswerten Computern, bei denen man diesen Vorwurf nicht mehr erheben kann. Axel Caro hat sich mit dem GK 2000 beschäftigt.

Hat man den neuen Saitek-Rechner erst einmal seiner Verpackung entkleidet, so hinterlässt das moderne, klare Styling des mattschwarzen, mit silberner Beschriftung versehenen Gerätes, das auf der Titelseite abgebildet ist, einen durchweg positiven ersten Eindruck. Das Herz des GK 2000 bildet ein moderner, für die Schachprogrammierung bestens geeigneter H8 RISC-Prozessor, der mit 10MHz getaktet auf eine beachtliche Rechenleistung von 4 MIPS kommt. Als Speicher stehen 16 KB ROM und 512 Bytes RAM zur Verfügung. Das scheint recht wenig. Frans Morsch, dessen Algorithmen auch das PC-Programm Fritz seine Erfolge verdankt, versicherte mir jedoch, dass dies für ein Schachprogramm mehr als ausreichend sei, zumal der kleine Befehlssatz eines RISC-Prozessors einen weniger umfangreichen Programmcode erlaubt.

Trotz der äußerst vielfältigen Möglichkeiten ist die Handhabung des Gerätes denkbar einfach. Dazu trägt — neben der übersichtlichen Bedienungskonsole — vor allem das knappe, klar verständliche Handbuch bei. Eine „Kurzanleitung für den schnellen Einstieg" erlaubt es auch dem Ungeduldigsten, nach wenigen Minuten sein erstes Spielchen zu probieren.

Die mit Magneten versehene Spielfiguren und das Drucksensorbrett stehen in einem ausgewogenen Größenverhältnis, so dass auch in komplizierteren Stellungen der Überblick gewahrt bleibt (Besitzer von Reiseschach- oder anderen unproportionalen Schachspielen wissen genau, wovon ich rede). Um dem Programm seine Züge mitzuteilen, muss man mit den Figuren nur einen geringen Druck auf das Brett ausüben. Für die Züge des Computers gilt natürliche dasselbe, wobei die 16 roten — jedoch nur fern dem Sonnenlicht gut erkennbaren — Leuchtdioden das Start- und Zielfeld der zu ziehenden Figur anzeigen. Wer auch gerne einmal eine Partie im sonnigen Freien spielen möchte, oder, wie ich, im Auffinden der Feldkoordinaten ungeübt ist, der wirft einfach einen Blick auf die große, gut lesbare LCD-Anzeige, auf welcher die Züge in langer Notation, mit einem zusätzlichem Figurensymbol dargestellt werden.

Reisefertig

Apropos Sonne: Sollten Sie vorhaben, einen längeren Urlaub im Süden zu verbringen und sich um die Kompatibilität ausländischer Stromversorgung mit Ihrem Netzteil Sorgen machen: Schonen Sie Ihr Reisegepäck und lassen Sie das Netzgerät zu Hause. Andere Schachcomputer mögen sich glücklich schätzen, eine ganze Turnierpartie bei Batteriebetrieb zu überstehen — bei einer Betriebsdauer von ca. 150 Stunden erlaubt Ihnen der GK 2000, über den Zeitraum von einem Vierteljahr allabendlich ein Turnier über zehn Blitzpartien auszutragen. Modernste CMOS-Technik macht's möglich!

Wie von Saitek gewohnt, bietet auch der jüngste Spross der Familie einige Extras, die bei Geräten dieser Preiskategorie nicht zum Standard gehören. Besonders erfreulich ist dabei die Möglichkeit, die Partie in jeder Phase unterbrechen zu können; das heißt also auch während der Computer überlegt. Ein einziger Tastendruck versetzt den Computer wieder in exakt den gleichen Zustand, in welchem er unterbrochen wurde. Das ist in Anbetracht der Vielfalt der möglichen Ereignisse, die es nötig machen können, eine Partie kurz- oder langfristig (maximal ein Jahr) zu unterbrechen, äußerst praktisch und schont zudem die Batterien.

Leider können maximal nur 30 Halbzüge zurückgenommen werden, was ärgerlich ist, wenn man seine Siegpartie einmal nachträglich notieren möchte. Dafür verfügt der GK 2000 über alle Standardfeatures wie Stellungen aufbauen, abschaltbares Permanent Brain, zuschaltbaren Zufallsgenerator, sowie eine Fünfzeiten-Schachuhr (mit Count-Down-Modus). Darüber hinaus bietet er die Möglichkeit, zwischen Brute Force und selektivem Programm zu wählen. Bei der Eröffnung hat man die Wahl zwischen aktiver, passiver und — für das abwechslungsreichste Spiel — uneingeschränkter Bibliothek. Wenn Ihnen echte Turnieratmosphäre hilft, sich besser auf die Partie zu konzentrieren, dann aktivieren Sie einfach das simulierte Ticken einer richtigen Schachuhr. Ich für meinen Teil greife bei einer ernsten Partie gerne auf dieses Schmankerl zurück.

Anzeige nach Wunsch

Ein erfreuliches Extra ganz anderer Art ist die Programmierbarkeit der LCD-Anzeige. Hierdurch wird es dem Anwender ermöglicht, die Informationsanzeige (Hauptvariante, Stellungsbewertung, Rechentiefe, Positionen/Sekunde, Zeit) während der Computerberechnungen ganz nach seinen Wünschen zu gestalten. Bei Partien Computer gegen Computer bevorzuge ich die Anzeige Hauptvariante + Stellungsbewertung, womit ich feststellen kann, ob denn das elektronische Gehirn und das meine hin und wieder einer Meinung sind.

Wie bei jedem Schachcomputer, der etwas auf sich hält, stehen auch beim GK 2000 eine Vielzahl von Spielstufen zur Wahl. Der neue Saitek bringt es auf 64. Als da wären: Eine Analysestufe, 15 Spielstufen zur Auswahl der durchschnittlichen Bedenkzeit pro Zug (eine Sekunde bis zehn Minuten), 8 Turnier- ,.8 Blitz- („Sudden-Death"), 8 Matt- und 16 sogenannte Trainingsstufen, bei denen die Suchtiefe des Computers zwischen einem und sechzehn Halbzügen festgelegt werden kann. Last but not least seien noch die acht Anfängerstufen genannt, die es auch der Masse der Nichtprofis (man sagt, es seien über 99% der Schachspieler) ermöglichen sollen, hin und wieder gegen den Rechner zum Erfolg zu kommen.

„Schön und gut", werden Sie vielleicht sagen, „rein äußerlich mag es ja ein ganz nettes Gerätchen sein, das uns hier vorgestellt wird, aber was nützt mir die komfortabelste Bedienung, wenn das Ding kein vernünftiges Schach spielen kann?" Nun gut, die Pflicht ist abgeschlossen, kommen wir zur Kür.

Erster Testdurchlauf

Beim Bednorz-Tönnissen-Test liegt der GK 2000 mit 294 Minuten Gesamtzeit und einer daraus er-rechneten Elozahl von 1862 etwa gleichauf mit dem Polgar und MM V (beide in der 5-MHz-Version). Noch besser schneidet der GK 2000 im Problemlösetest aus der CSS 2/92 ab: Mit einer Gesamtlösezeit von 22h 51' lässt er die übrigen getesteten 8-Bitter allesamt hinter sich.

Um zu klären, ob sich der Neue auch ohne Singular Extensions und Hashtables im Meer der positionellen und taktischen Möglichkeiten zurechtfindet, legte ich ihm erst einmal einige mehr oder weniger bekannte Stellungen vor. Als erstes — aus aktuellem Anlass — den berühmten Zug, mit dem Bobby Fischer sein Gegenüber schon während der Eröffnungsphase der Partie aus den Träumen riss: Fischer—Reshevsky, USA-Meisterschaft 1958, 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.d4 exd4 4.Sxd4 g6 5.Le3 Sf6 6.Sc3 Lg7 7.Lc4 0-0 8.Lb3 Sa5 9.e5 Se8 10.Lxf7+!! Der eine oder andere wird sich noch an die spitzbübische Freude von Thorsten Czub erinnern (s. CSS 5/90, S.10), als der MM V bei der Lösung dem „großen" Portorose um zwei Nasenlängen voraus war. Der GK 2000 findet den Schlüsselzug in vergleichbarer Zeit auch ohne Singular Extensions! Zum Vergleich: Pororose 3' 42", MM V 55", GK 2000: 65".

Hier eine weniger bekannte Kombination:

J.N.Walker, "Teste dein Schach"



Wie lange benötigen Sie, um den gewinnbringenden Zug zu finden? Zu spät! Der GK 2000 spielt postpostwendend 1...Dxf1+! (0 Sekunden!). Polgar braucht da schon zwei Minuten, um die Sache zu durchschauen, Gideon (Version 2.1 vom 2.7.91) immerhin noch knapp eine Minute.

Dass unseren Testkandidaten auch stille Züge nicht schrecken, zeigt folgende Stellung (aus CSS 6/90):

Polugajewski-Szilagy, Moskau 1960



Hier gilt es, ein Matt in fünf zu finden: 1.Tgl Kh6 2.Lf8+ Txf8 3.Td3 etc. Die Schwierigkeit für Schachcomputer liegt darin, dass im zweiten Zug eine Figur geopfert und im dritten - dem stillen weder ein Schach gegeben noch Material gewonnen wird. Die Zeiten wieder im Vergleich:

MM V	          40'
Polgar	          35'
Gideon 2.1     4' 08"
Porto 68030    3' 09"
GK 2000	       1' 30" (Einstellung brute force: 52")

Betrachtet man zum Vergleich die Lösezeiten des PC-Programms Fritz, so scheinen die Leistungen des RISC-Laptops in etwa denen seines Vorfahren auf einem 386 mit 16 MHz zu entsprechen. Das zeigt deutlich, daß der GK 2000 durchaus im taktischen Fahrwasser zu manövrieren weiß!

Hinein ins Getümmel

Doch genug der Stellungstests, kommen wir zum praktischen Spiel. Da der GK 2000 in Murray Chandlers Großmeister-Test für Schachcomputer mit über 40 Punkten ausgezeichnet abgeschnitten hatte (nach Chandlers Einteilung wäre seine Spielstärke der eines durchschnittlichen bis starken Regionalligaspielers vergleichbar), war ich gespannt auf den direkten Vergleich mit anderen leistungsstarken Geräten. Da mir der brandneue Saitek erst kurz vor Redaktionsschluss zum Testen zur Verfügung stand, habe ich mich bei den gespielten Partien auf Aktiv- (30'/Partie), Schnell- (15'/Partie) und Blitzschach (5'/Partie) beschränkt. Beim Blitzen habe ich das Permanent Brain ausgeschaltet, um Benachteiligungen eines Gerätes durch unterschiedliche Bedienzeiten auszuschließen.

Zum Aufwärmen ließ ich meinen Testkandidaten gleich gegen M-Chess in der Version 1.62 auf einem 286 mit 20 MHz antreten. Als Beispiel, wie der GK 2000 durch gutes Stellungsspiel Vorteile herausarbeitet und diese dann auch erfolgreich verwertet, hier eine zum Nachspielen empfohlene Gewinnpartie (5 Minuten Blitz):

Bei fünf Gewinn-, drei Remis- und zwei Verlustpartien, konnte der RISC-Laptop den Blitz-Vergleich mit 6,5:3,5 recht deutlich für sich entscheiden. Ich erinnerte mich, dass auch der Polgar 10 MHz (5,5:4,5) und der MM V (5,0:5,0) im Blitz-Turnier gegen das starke, jedoch von schneller Hardware abhängige M-Chess eine gute Figur gemacht hatten.

6:4 gegen Polgar

Da mir ein Mephisto Polgar (5 MHz) zur Verfügung stand, machte ich gleich die Probe aufs Exempel. Auch hier behielt der GK 2000, dank seiner schon gegen M-Chess bewiesenen Tugenden, mit 6,0:4,0, bei vier Siegen, vier Remisen und zwei Verlustpartien die Oberhand. Hier ein Beispiel der druckvollen Spielweise des Morsch-Geräts (5 Minuten Blitz):

Geht man nach den Erfolgen im Blitzen, so hat der GK 2000 seine erste Feuerprobe mit Bravour bestanden. Wie sieht es jedoch bei längeren Bedenkzeiten aus? Könnte das neue Morsch-Programm über zehn Partien Aktivschach seine gute Leistung gegen Polgar wiederholen? Um es kurz zu machen, es konnte: In zehn Partien gelang es dem Polgar nur ein einziges Mal, dem GK 2000 einen vollen Punkt abzuknöpfen. Endergebnis: 7,5:2,5!

Nomen est omen

Trotz der klaren Niederlage hat der Polgar gut gespielt und war durchaus nicht chancenlos; nur war ihm das RISC-Leichtgewicht meist eine Nasenlänge voraus. Wenn man berücksichtigt, dass der Polgar mit 10 MHz als bester 8-Bitter in der schwedischen Computer-Rangliste bemerkenswerte 2041 Elo-Punkte erreicht (und damit fast ein Dutzend 16-Bitter hinter sich lässt!), dann wäre es gut denkbar, dass der GK 2000 ihm bald als zweiter 8-Bitter jenseits der 2000er Schallmauer Gesellschaft leisten wird.

Mit 20 Punkten aus 30 Partien, bei 14 Gewinn- und nur fünf Verlustpartien, hat der mobile RISC-Rechner gegen ein starkes Duo eine eindrucksvolle Vorstellung gegeben und bewiesen, dass er durchaus nicht nur vom Äußeren her ein „nettes Gerätchen" ist. Dass ich den „Billigrechner" nun noch jeweils 10 Partien gegen die weit überlegenen Vancouver 32 Bit und Gideon spielen ließ, war nicht Folge aufkeimender Überheblichkeit; mir standen für die Zeit des Tests einfach keine schwächeren Geräte zur Verfügung. Nach zehn Partien hatte der Weltmeister Chessmachine Gideon (Version 2.1 vom 12.10.91) zwar erwartungsgemäß mit 8:2 Punkten gesiegt, aber vom Gegner beileibe keine Geschenke erhalten. Oft war es nur die Überlegenheit im Endspiel, welche Gideon vor dem Verlust eines halben oder gar ganzen Punktes bewahrte.

Doch manchmal hilft auch die stärkste Hardware und tausendmal mehr RAM-Speicher nichts! Sie wollen es mir nicht glauben?! Schauen Sie selbst (15 Minuten Blitz):

Als letzte Zugabe zum Nachspielen noch eine Partie (15 Minuten Blitz) des kleinen aber feinen Low-Cost-Rechners gegen den Vancouver 32-Bit, in welcher der superstarke Mephisto nur durch ein rettendes Dauerschach einer Niederlage entgeht.

Geschwindigkeit ist keine Hexerei!

Dass auf einem zwar schnellen, jedoch mit minimalem Speicher ausgestatteten 8-Bitter solche Leistungen erreicht werden, ist erstaunlich und nach 50 interessanten Partien steht für mich eines fest: Frans Morsch dürfte es mit diesem Programm gelungen sein, nach dem PC-Erfolg Fritz nun auch auf dem Gebiet der Mikroschachcomputer den Anschluss an die absolute Spitze erreicht zu haben! Unter den 8-Bittern braucht der GK 2000 keinen Gegner zu fürchten und die 16-Bitter werden sich jeden Punkt gegen ihn erkämpfen müssen!

Eines überrascht bei der Spielweise des neuen Saitek besonders: Obwohl es sich hier um ein rein selektives Programm handelt, scheint auch in verwickelten Stellungen nichts Wesentliches übersehen zu werden. Insbesondere die Partien gegen das superstarke Brute-Force-Programm Gideon haben es gezeigt: trotz eingeschränkten Suchbaumes hat sich der GK 2000 kaum ein einziges Mal überrumpeln lassen, sondern mit Übersicht und — wie es scheint eisernen Nerven, zähen Widerstand geleistet. Wie ist diese Leistung eines 16 KB-Programmes, das ohne viel Schachwissen auskommen muss, zu erklären?

Wie Frans Morsch mir mitteilte, ist des Rätsels Lösung in der Geschwindigkeit zu suchen. Je weniger Programmcode der Prozessor abarbeiten muss, desto mehr Züge können berechnet und eine desto größere Rechentiefe kann erreicht werden. Bei einer genügend schnellen Hardware werden so positionelle Manöver und strategische Ansätze gefunden, welche den Eindruck erwecken, als würden sie auf der Grundlage umfangreichen Schachwissens berechnet werden. Ab einer bestimmten (Geschwindigkeits-) Grenze wird so oftmals aus Quantität Qualität! Dass auf einem schnellen H8-Prozessor mit einem kompakten Programm außerordentlich hohe Geschwindigkeiten erreicht werden können, zeigt folgendes Experiment:

Um die Rechenleistung verschiedener Schachcomputer miteinander vergleichen zu können, habe ich die Zeiten gestoppt, die jedes Programm benötigt, um im Brute-Force-Modus auf den Zug 1.a3 den 6., 7., 8. und 9. Halbzug zu erreichen. Bei Vancouver und Polgar wurde die Einstellung Selektivität = 0 gewählt. Die Zeiten (in Minuten und Sekunden) sprechen für sich:

Programm	6. AZ	7. HZ	8. HZ	9. HZ
Gideon 2.1	00:05	00:18	01:06	06:13
The King 1.0	00:03	00:17	00:50	05:21
Vancouver 32Bit	00:07	00:59	01:37	17:34
Mephisto Polgar	00:39	03:12	11:56	
GK 2000	00:03	00:17	01:34	11:00

Fazit

Mit dem GK 2000 kommt ein mit innovativer Technik ausgestatteter Schachcomputer auf den Markt, der dank komfortabler Bedienung und außerordentlicher Spielstärke sowohl den Erwartungen des Gelegenheitsspielers, als auch den gehobenen Ansprüchen des Vereinsfuchses gerecht wird. Würde Saitek dem GK 2000 noch etwas mehr an Speicherkapazität gönnen und könnte Frans Morsch sich überwinden, seinem starken Programm noch das nötige Endspielwissen einzuverleiben, dann käme das Ergebnis den Idealvorstellungen eines auf menschliche Bedürfnisse zugeschnittenen Schachcomputers sehr nahe. Doch auch so wird hier von Saitek ein interessanter Schach-Laptop angeboten, der bei einem Preis von unter 300,- DM manchem Schachfreund eine attraktive Alternative zu wesentlich teureren Geräten bietet und in Sachen Preis-Leistungs-Verhältnis zurzeit vergeblich nach Seinesgleichen suchen dürfte.

PS: Sollten Sie in der Januar-Ausgabe der CSS den Testbericht über den Kasparov Team Mate Advanced Trainer gelesen haben und über die bei diesem Gerät bemängelte geringe Spielstärke enttäuscht gewesen sein, dann darf ich ihnen verraten, dass alles hier über die Spielart und Spielstärke des GK 2000 geäußerte, ohne Abstriche auf den Team Mate übertragen werden kann. Sowohl die Hardware, als auch das Spielprogramm sind neuerdings identisch! PPS: Sollten Sie auf der Suche nach einem spielstarken Reiseschachcomputer sein oder die Fortsetzung eines Gerätetests aus der letzten CSS vermissen dann lesen Sie doch einfach den Partieteil dieses Textes noch einmal und ersetzen Sie „GK 2000" einfach durch „Kasparov Travel Champion".

Was uns gefiel:

  • attraktives Design, robust, klein, leicht, mit Figurenfach
  • komfortable, übersichtliche Bedienung
  • sensationelle 150 Stunden Batteriebetrieb
  • starkes, nicht nur taktisch ausgerichtetes Programm
  • geringer Preis (DM 295,-)

Was uns nicht gefiel:

  • Magneten unter den Figuren zu schwach
  • fehlendes Endspielwissen
  • Rücknahme von nur 30 Halbzügen
  • keine Hashtables


Es war eine große Herausforderung

Ein Interview mit dem Autor des GK 2000, dem Holländer Frans Morsch.

  • CSS: Frans, wann haben Sie mit dem Schachspielen begonnen?
  • Morsch: Meine Schwester hat es mir beigebracht. Es muss Ende der 50er Jahre gewesen sein. Ich war damals etwa sechs Jahre alt.
  • CSS: Und das Computerschach wurde dann später zu Ihrem Hobby?
  • Morsch: Ja, im Alter von etwa 13 Jahren begann ich meine ersten Schachalgorithmen in Assembler zu programmieren. Nach dem Ende der Schulzeit und mit Abschluss meines neunjährigen Physik-Studiums habe ich dann mein Hobby zum Beruf gemacht.
  • CSS: Ein mutiger Schritt!
  • Morsch: Vielleicht. aber die Herausforderung, welche die Schachprogrammierung bietet, ist für jeden, der sich darin versucht, ein großer Anreiz.
  • CSS: Waren Sie jemals bei einer Firma als hauseigener Programmierer unter Vertrag?
  • Morsch: Nein, ich war von Anfang an mein eigener Chef.
  • CSS: Sie programmieren zu Hause?
  • Morsch: Seit einiger Zeit nicht mehr. Ich habe drei Kinder zwischen eineinhalb und sechs Jahren. da ziehe ich mich zur Arbeit lieber an einen ruhigen Ort zurück.
  • CSS: Sie spielen selbst Schach. Muss ein guter Programmierer auch ein guter Schachspieler sein?
  • Morsch: Keineswegs. Mit meinen 1900 Elo-Punkten bin ich ein absolut durchschnittlicher Schachspieler. Für die Schachprogrammierung ist es wichtig, sich über die Prinzipien des Spieles im Klaren zu sein, um diese dann in Handlungsanweisungen (Algorithmen) für den Computer übersetzen zu können.
  • CSS: Haben Sie Kontakt zu anderen Programmierern, wie Ed Schröder oder Richard Lang? Gibt es einen Erfahrungsaustausch?
  • Morsch: Selbstverständlich trifft man sich hin und wieder; aber einen Erfahrungsaustausch gibt es dabei natürlich nicht. Professionelle Schachprogrammierer hüten sich davor, irgendwelche Einzelheiten ihrer Arbeit preiszugeben!
  • CSS: Verständlich. Was machen Sie, wenn Sie nicht an neuen Schach-Algorithmen feilen?
  • Morsch: Ich treibe etwas Sport, um fit zu bleiben; vor allem Windsurfen. Das Schachspiel ist natürlich immer noch mein Hobby.
  • CSS: Ihre weiteren Pläne?
  • Morsch: Der H8-Prozessor ist für die Schachprogrammierung hervorragend geeignet. Etwas mehr Speicher, Hashtables und ein wenig mehr Endspielwissen...
  • CSS: Ein GK2200?
  • Morsch: Warten wir es ab!