Novag Diablo 68000: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Schachcomputer]] der Marke [[Novag]] aus dem Jahre [[1991]].
{| valign="top"
{{Infobox_Level
| Titel = Novag Diablo 68000
| Bild = [[Bild:Novag Diablo-4.jpg|center|320px]]
| Hersteller = [[Novag]]
| Markteinführung = {{Erscheinungsjahr|1991}}
| Preis = 1798 DM (900 €)
| Prozessor = [[68000]]
| Prozessortyp = [[16 Bit]]
| Takt = 16 MHz (Keramik Resonator (Quarz): 16 MHz)
| RAM = 16 KB (+ 64 KB [[Hash Tables]])
| ROM = 96 KB
| Bibliothek = 32.000 [[Halbzüge]] + ca. 1.000 programmierbare
| Programmierer = [[Kittinger, David]]
| Elo = [[Wiki-Elo-Liste|2040]]
| BT-2450 = 2032
| BT-2630 =
| Colditz = 
| Rechentiefe = 28 [[Halbzüge]]
| Verwandt = [[Novag Scorpio 68000]]
| Zugeingabe = [[Magnetsensoren]]
| Zugausgabe = 64 Feld-LEDs
| Display = 16 st. Punktmatrix
| Stromversorgung = Novag 8220: AC 8.5V / 0.8A
| Spielstufen = 64
| Maße = 49 x 40 x 4,9 cm / Spielfläche: 32 x 32 cm / Königshöhe: 7,8 cm
| Sonstiges = Tuning: stabil mit 19,66 MHz (Resonator-Tausch), darüber - bis 24 MHz - schnellere Eproms erforderlich
| 30 Sekunden = a3
| 30 Minuten = c5
| 60 Sekunden = a4
| 60 Minuten = c6
| Turnier = a7
| Analyse = Infinite Level
| Infos =
}}
|}
Im Jahre 1991 schaffte es [[Dave Kittinger]] endlich seine Programme auf [[16Bit]] Hardware herauszubringen, es erschienen das Holzgerät '''Diablo 68000''' und das hardwaretechnisch identische Gerät '''[[Novag Scorpio 68000]]'''. Das Holzgerät, übrigens das letzte der Firma [[Novag]] in dieser Baureihe,  war äußerlich weitgehend dem Vorgängermodell identisch, wohingegen das Design des Kunststoffgerätes vollständig überarbeitet wurde. Der verwendete Motorola [[68000]] Prozessoer war mit 16 MHz getaktet und das Programm hatte wie schon beim [[Novag Super Expert C|Novag Super Forte C]] eine Größe von 96 KB. Als Neuerung kamen jetzt aber erstmals 64 KB für [[Hash Tables]] sowie das auf 16 K erweiterte [[RAM]] hinzu.


'''Technische Daten:'''
Man mag über die Innovationsstärke von 24 z. T. doppelt belegten Tasten streiten, aber von der Ausstattung her sind beide Geräte die Schachcomputer mit dem größten von [[Novag]] jemals herausgebrachten Funktionsumfang. Immerhin lassen sich die wichtigsten Funktionen über die 8 Tasten ganz rechts erreichen.


Baujahr:          1991
Im Vergleich zum Vorgänger [[Novag Super Expert C|Novag Super Forte C]] wurde die Spielstärke weiter verbessert. Ein Faktor dürfte sicherlich der Einsatz der 64 K RAM für [[Hash Tables]] sein, besonders im Endspiel (Bauernendspiele) zeigen sich hier deutliche Rechentiefesteigerungen. Andererseits scheint [[David Kittinger]] bei der Portierung nach [[16-Bit]] auch ein wenig vom spektakulären taktischen Schach zurückgenommen zu haben, '''in vielen Stellungen wirkt der Diablo ruhiger, abgeklärter'''.  
[[Prozessor]]:        [[68000]] [[16Bit]]
[[Programmspeicher]]: 96 KB ([[ROM]])
[[Arbeitsspeicher]]:  16 KB ([[RAM]])
[[Hashtables]]:      64 KB ([[RAM]])
[[Taktfrequenz]]:    16 MHz (Keramik Resonator (Quarz): 16 MHz)
[[Tuning]]:          nicht bekannt
[[Programmierer]]:    [[Dave Kittinger]]
[[Zugeingabe]]:      64 [[Magnetsensoren]] ([[Diablo]]) oder 16 Rand-LEDs ([[Scorpio]])
[[Bibliothek]]:      32.000 [[Halbzüge]] + ca. 1000 programmierbare [[Halbzüge]]
[[ELO-Zahl|Elo]]:              [[Wiki-Elo-Liste|2005]]
[[Stellungstests]]:  2032 [[BT-2450]]
Verwandt:        [[Novag]] [[Scorpio]]
[[Netzteil]]:        [[Novag]] 8220, 8,5V / 0.8A (Plus innen)


Im Jahre 1991 schaffte es [[David Kittinger]] endlich seine Programme auf [[16Bit]] Hardware herauszubringen, es erschienen das Holzgerät '''Diablo 68000''' und das hardwaretechnisch identische Gerät '''[[Novag Scorpio 68000]]'''. Das Holzgerät, übrigens das letzte der Firma [[Novag]],  war äußerlich weitgehend dem Vorgängermodell identisch, wohingegen das Design des Kunststoffgerätes vollständig überarbeitet wurde. Der verwendete Motorola [[68000]] Prozessoer war mit 16 MHz getaktet und das Programm hatte wie schon beim [[Novag Super Expert C]] eine Größe von 96 KB. Als Neuerung kamen jetzt aber erstmal 64 KB für [[Hashtables]] sowie das auf 16 K erweiterte [[RAM]] hinzu.
Schaut man sich den Diablo im praktischen Spiel an, scheint er seine Stärken eher im Turnierschach zu haben, Schnellschach liegt ihm nicht so besonders (z.B. [http://www.schach-computer.info/wiki/index.php/1._Online_Aktivschach_Weltmeisterschaft_2005 1. Online Aktivschach WM] und [http://www.schach-computer.info/wiki/index.php/2._Online_Aktivschach_Weltmeisterschaft_2006 2. Online Aktivschach WM]).<br /> Auch diese Beobachtung ist ein Anzeichen für die oben erwähnten Programmänderungen, zeigen sich die Vorgänger doch eher stark bei kürzeren Bedenkzeiten.


Man mag über die Innovationsstärke von 24 z. T. doppelt belegten Tasten streiten, aber von der Ausstattung her sind beide Geräte die Schachcomputer mit dem größten von [[Novag]] jemals herausbegrachten Funktionsumfang. Immerhin lassen sich die wichtigsten Funktionen über die 8 Tasten ganz rechts erreichen.


[[Bild:Novag_Diablo_1.jpg|left|thumb|<div align="center">'''Novag Diablo 68000'''</div>]]
 
[[Bild:Novag_Diablo_2.jpg|left|thumb|<div align="center">'''Display'''</div>]]
:<gallery perrow=3 widths="200" heights="150" caption="C Pictures by Sascha Warnemünde">
[[Bild:Novag_Diablo_3.jpg|left|thumb|<div align="center">'''Figuren'''</div>]]
Bild:Novag Diablo-1.jpg|
[[Bild:Novag_Diablo_4.jpg|left|thumb|<div align="center">'''Platine'''</div>]]
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Bild:Novag Diablo-15.jpg|
Bild:Novag Diablo-16.jpg|
Bild:Novag Diablo-17.jpg|
Bild:Novag_Diablo_2.jpg|
Bild:Novag_Diablo_4.jpg|
</gallery>
 
 
 
== Einfach diabolisch ==
'''''Testbericht über die neuen 68000er von Novag''''' (aus Computer Schach & Spiele / Heft 5 / Oktober-November 1993) 
 
'''Unaufhaltsam scheint der Vormarsch der PC-Programme. Aber auch die Schachcomputerhersteller machen Dampf und entwickeln immer stärkere Geräte. So auch Novag, der in diesen Tagen den neuen Diablo und seinen kleinen Bruder Scorpio vorstellte. Beide haben ein 16Bit-Programm. Thorsten Czub hat es untersucht und sagt, was man davon halten soll.
'''
Vor nunmehr einem Jahr habe ich den Super Forte C unter die Lupe genommen. Der Novag-Autor Dave Kittinger hatte sich von Programmversion A/B nach C stetig gesteigert und zuletzt mit den 16-Bittern selbst im direkten Vergleich mitgehalten, obschon im Gehäuse des Forte/Expert ja "nur" ein 6502 8-Bitter steckte. Die C-Version schlug jedoch den Polgar 8,5:1,5; gegen den Mach III erreichte sie 12:8; und selbst ein Portorose 68020 gewann den Wettkampf nur knapp mit 12:8. Das Ganze geschah ohne gezinkte Karten, ohne Einsatz von Turnierbibliotheken oder Tuning. Warum sich die C-Version trotz meiner Ergebnisse nicht adäquat in der schwedischen ELO-Liste durchsetzte, ist mir auch heute noch ein Rätsel.
 
In diesen Tagen tauchte nun bei mir ein neuer Schachcomputer auf: Im alten Novag Super-Expert Gehäuse befand sich ein Diablo 68000. Kittinger hatte endlich, worauf seine Fans so lange gewartet haben, sein Programm auf einen Motorola 68000 (16 MHz) übertragen. Ich war gespannt, was er aus den neuen technischen Möglichkeiten machen würde.
 
Die Bedienung des neuen Gerätes ist ein Kinderspiel, hat man doch alle Tasten des Expert beibehalten. Im Wesentlichen vom Super Forte C übernommen ist auch die Eröffnungsbibliothek. Groß genug und herrlich breit. Die ersten Stellungstests waren sehr ermutigend. Für das im Super Forte C-Artikel abgedruckte Matt in 12 Zügen (CSS 4/90 S.13 r.) brauchten die Oldies Super Forte B 4h 22' 7", Super Forte C 23' 10", der Diablo nur 521! Ähnlich verhielt es sich mit anderen Stellungen, wie auch mein Testerkollege Jochen Haumann festgestellt hat.
 
==== Diablo gegen MChess ====
 
Meine erste Testserie führte ich mit Partien gegen den Vize-Weltmeister von Vancouver durch: MChess in der neuesten Version 1.51 auf einem 16 MHz schnellen AT 80286. Nach der schwedischen ELO-Liste sollte diese Konfiguration ca. 2100 Punkte haben, der Vorgänger des Diablo, Super Forte C, steht weiter unten mit 1950 Elo in der Liste.
 
Gleich die ersten beiden Partien gingen Remis aus. Dann kam eine spannende dritte:
<pgn>
[Event "5/91-15 Czub"]
[Site "?"]
[Date "1991.??.??"]
[Round "?"]
[White "Novag Diablo 68000"]
[Black "MChess 1.51, 80286 / 16 MHz"]
[Result "1-0"]
[ECO "C29"]
[PlyCount "102"]
[EventDate "1991.??.??"]
 
1. e4 e5 2. Nc3 {Da ich die Turnierbibliothek des Diablo nicht eingeschaltet
hatte, spielte der Novag querbeet alles, was man ihm so eingegeben hat. Die
Wiener Partie ist natürlich nicht schlecht, und der Diablo wählt die weitere
Fortsetzung sehr provokant:} Nf6 3. f4 d5 4. fxe5 Nxe4 5. Nf3 Bg4 6. Qe2 Ng5 7.
d4 Nxf3+ 8. gxf3 Qh4+ 9. Qf2 Qxf2+ 10. Kxf2 Be6 {Nach nur 10 Zügen aus der
sonst eher ruhigen Wiener Partie ist im Dreivierteltakt eine kämpferische
Stellung entstanden. Weiß hat viele gute Möglichkeiten.} 11. Be3 Be7 12. Bd3
Nc6 13. Rhg1 g6 14. Nb5 O-O-O 15. c3 a6 16. Na3 f6 17. f4 fxe5 18. fxe5 Bh3 {
Schwarz sucht natürlich seine Chancen über die geöffnete f-Linie und die
Königsunsicherheit des Weißen.} 19. Nc2 Rhf8+ 20. Ke2 Bh4 {Dieser "Angriff"
ist nur von kurzer Dauer. 21.Sel Ld7 22.Sf3 Le7. Das Blatt hatte sich gewendet,
nun gab ich MChess keine Chance mehr.} 21. Ne1 Bd7 22. Nf3 Be7 23. Ng5 Bxg5
24. Bxg5 Rde8 25. Bh6 Nxe5 $6 {MChess erkennt wohl die Ausweglosigkeit der
Situation und entschließt sich zu einer etwas unausgegorenen "Verteidigung".}
26. dxe5 Rxe5+ 27. Be3 Rfe8 28. Rg3 Rh5 29. Rh1 Bc6 30. Rf1 Rxh2+ 31. Rf2 Rh1
32. a3 Ba4 33. Rf7 Bb3 34. Rg7 c5 35. Kf3 c4 36. Kg2 Re1 37. Kf2 Rh1 38. Be2
Rh2+ 39. Kf1 Kb8 {Das weiße Läuferpaar lässt grüßen.} 40. Bf4+ Ka8 {
Nur nicht Kc8?? und Matt in 4!} 41. Re3 Rf8 42. Re8+ Rxe8 43. Bxh2 Bc2 {
Nun hatte Schwarz sein ganzes Pulver verschossen. Diablo war in keine Falle
getappt und konnte nun endlich seinen Stellungsvorteil einkassieren.} 44. Bf3
Bd3+ 45. Kg2 Be4 46. Rxh7 b5 47. Rg7 Bxf3+ 48. Kxf3 Rf8+ 49. Ke3 Re8+ 50. Kd4
Re2 51. Bd6 Re6 1-0
</pgn>
Nach fünf Partien stand es 3,5:1,5 für den Diablo. Partie 6 und 7 ging wieder an MChess. Partie 8 hatte MChess schon fast gewonnen, als sich das Blatt noch einmal drehte und der Diablo sich durch gekonnte Verteidigung in ein Remis durch dreimalige Zugwiederholung rettete. Partie 9 gewann MChess, wonach es 4:5 gegen Diablo stand. Nun sollte die 10. Partie entscheiden:
<pgn>
[Event "5/91-16 Czub"]
[Site "?"]
[Date "1991.??.??"]
[Round "?"]
[White "MChess 1.51, 80286 / 16 MHz"]
[Black "Novag Diablo 68000"]
[Result "0-1"]
[ECO "B04"]
[PlyCount "67"]
[EventDate "1991.??.??"]
 
1. e4 Nf6 2. e5 Nd5 3. d4 d6 4. Nf3 g6 5. c4 Nb6 6. exd6 cxd6 7. Be2 Bg7 8. O-O
O-O 9. Be3 Nc6 10. Nc3 Bg4 11. b3 d5 {Bislang haben beide Parteien sich nichts
geschenkt und stellen sich adäquat in Position.} 12. c5 Nc8 13. h3 Bxf3 14.
Bxf3 e6 15. b4 {Wieder ist es MChess, welcher mit einem wild vorgetragenen
Bauersturm zum Angriff bläst. Aber Diablo verteidigt sich exzellent.} a6 16.
b5 axb5 17. Nxb5 b6 18. Qc1 Qd7 19. a4 bxc5 20. Qxc5 Ra5 21. Rfc1 N8e7 22. Qc2
Ra6 23. Bg4 $2 {Sinnlos!} f5 24. Be2 f4 25. Bd2 Bxd4 26. Rab1 Bg7 27. Qd1 Raa8
28. Bb4 Nxb4 29. Rc7 Qd8 30. Rxb4 Rb8 $1 {Einfach, aber richtig.} 31. Qc2 Be5
32. Ra7 Rc8 33. Qd2 Nc6 34. Bg4 0-1
</pgn>
So stand es 5:5 bei 4 Remisen. Wohl hatte der Diablo seinen Gegner nicht gerade vernichtet, aber er die erste Hürde doch mit viel Anstand genommen. Ich konnte getrost größeres Geschütz auffahren. Wenn Diablo schon vor MChess keinen Respekt zeigte, wie würde er dann gegen den Original-Lyon 32 Bit abschneiden, der ja immerhin 2153 schwedische ELO-Punkte hat, also 200 ELO mehr als Diablo Vorgänger Super Forte C.
 
==== Gegen Mephisto Lyon 68020 ====
 
Nach vier Partien stand es 2,5:1,5 für den Lyon. Das mäßige Ergebnis war vor allem den drei Remisen zu verdanken. Die 5. Partie gab dann zu denken:
<pgn>
[Event "5/91-16 Czub"]
[Site "?"]
[Date "1991.??.??"]
[Round "?"]
[White "Mephisto Lyon 68020"]
[Black "Novag Diablo 68000"]
[Result "0-1"]
[ECO "C84"]
[PlyCount "92"]
[EventDate "1991.??.??"]
 
1. e4 e5 2. Nf3 Nc6 3. Bb5 a6 4. Ba4 Nf6 5. d4 exd4 6. O-O Be7 7. Re1 b5 8. e5
Nxe5 9. Nxe5 bxa4 10. Qxd4 O-O 11. Bg5 h6 12. Bd2 {Obwohl es so schien, als ob
der Weiße durch seine offene e-Turmlinie und die zentrale Dame sowie den
Zentralspringer e5 gut dasteht, zeigt sich jetzt der wahre Vorteil der
schwarzen Stellung. Der Fianchettoläufer c8-b7 und der schwarzfeldrige
Läufer e7 bilden ein gutes Paar. In dieser Stellung entwickelte der Diablo
einen verdächtig nach PSH-Schablonen aussehenden Plan. Oder haben Sie einen
anderen (nicht Novag-) Computer, der die folgenden Züge auch gespielt hätte?}
a3 $6 13. b3 $2 {Der Lyon hat offenbar Angst davor, den Bauern zu nehmen.} a5
$6 14. Qa4 Nd5 15. Qe4 c6 16. c4 Nf6 17. Qe3 Bb4 18. Nc3 Qc7 {Die Stellung ist
für Weiß wegen des Problemspringers e5 nicht ganz so einfach, wie es scheint.
} 19. Qf3 Bb7 20. Ng4 $6 {Der Lyon hat genug von dieser Figur.} Nxg4 {Der Lyon
hat genug von dieser Figur.} 21. Qxg4 Rfe8 22. Rad1 Rxe1+ 23. Rxe1 d6 24. h3 a4
$5 {Der lustige Doppelbauer macht sich weiter auf den steinigen Weg.} 25. Ne4
$6 {Es muß ein teuflischer Pakt sein. Der Lyon will keinen.....} Bxd2 26. Nxd2
axb3 27. Nxb3 c5 {Nun hat Weiß erst mal einen Bauern weniger. Und der
a-Bauer? Den will er nun angreifen - immerhin.} 28. Qg3 Qc6 29. Nd2 Kf8 30. Re3
d5 31. Rxa3 Rxa3 32. Qxa3 dxc4 {Diablo hat keine Furcht vor Doppelbauern.
Zudem verknüpft er das Ganze auch noch mit einer Mattdrohung.} 33. f3 Qd5 34.
Qc1 Qd4+ 35. Kh1 Qe3 36. Qb1 Qxd2 {Wenn man besser steht: tauschen.} 37. Qxb7
Qd1+ 38. Kh2 Qd4 39. Qb8+ Ke7 40. f4 c3 41. Qa7+ Ke6 42. Qb6+ Kf5 43. Qb3 c4
44. Qb1+ Kxf4 45. Qe1 Kf5 46. Qb1+ Ke6 {Weiß hat keine Chance.} 0-1
</pgn>
Ausgleich: 2,5 beide. Die 6. Partie ging an den Lyon, die 7. war Remis. Es stand also 4:3 für Lyon, als sich folgende Partie ereignete:
<pgn>
[Event "5/91-17 Czub"]
[Site "?"]
[Date "1991.??.??"]
[Round "?"]
[White "Novag Diablo 68000"]
[Black "Mephisto Lyon 68020"]
[Result "1-0"]
[ECO "D00"]
[PlyCount "65"]
[EventDate "1991.??.??"]
 
1. d4 d5 2. Nc3 Nf6 3. e4 dxe4 4. f3 {Durch die letzten zwei Züge sind wir
über Zugumstellungen im Blackmar-Diemer-Gambit, kurz BDG, gelandet. Es ist
für mich immer sehr interessant, zu sehen, was Schachcomputer in dieser
komplizierten Eröffnung für Ideen an den Tag legen.} Bf5 {Die Ablehnung des
Gambitbauern f3 nennt man auch Wiener Verteidigung.} 5. fxe4 {Dieser aktive
Zug stammt von Diemer selbst und wurde 1954 von Tartakower als
Joseph-Diemer-Gambit bezeichnet.} Nxe4 ({Das Schlagen mit dem Läufer ist
nicht empfehlenswert, da Schwarz nach} 5... Bxe4 6. Nxe4 Nxe4 7. Bd3 {das
Läuferpaar einbüßt.}) 6. Qf3 Nd6 7. Bf4 Qc8 ({Der letzte Theoriezug von
Lyon. Auf} 7... Qd7 {oder Ld7 verliert Schwarz schon Material.}) 8. Bb5+ $2 {
Nun ja, man kann nicht alles wissen. Hier hätte der Weiße besser Lxd6
spielen sollen. So nimmt das Spiel einen anderen Lauf.} (8. Bxd6) 8... c6 {
Betrachten wir einmal die Stellung: Für den geopferten Gambitbauern hat Weiß
eine exzellente Entwicklung erhalten. Jetzt gibt es 54 mögliche Züge für
Weiß; fast doppelt so viele wie für Schwarz. Die f-Linie, eine für das BDG
entscheidende Linie, ist für den gambitspezifischen Angriff auf den
Achillespunkt f7 halb geöffnet und gleich mit der Dame besetzt. Weiß hat die
Wahl zwischen der langen Rochade oder der späteren kurzen mit Verdoppelung
der Schwerfiguren auf der f-Linie.  Dies alles sind für Menschen optimale
Voraussetzungen. Aus diesem Grund gilt das BDG (mit dem Budapester Gambit und
dem Englund- und Königsgambit) zu den Eröffnungen, die man trotz ihres
Gambitcharakters für spielbar hält. Wir Menschen wissen das. Doch die
Computer? Wird Diablo die stellungsgemäßen Motive (f-Linie,
Entwicklungsvorteil, Mattangriff) erkennen und umsetzen können, zumal bei
einem so mächtigen Gegner?} 9. Ba4 Bg4 {+0,48, sagt Lyon} 10. Qf2 {Obwohl die
Stellung vom Computer etwas eigensinnig gespielt wurde, hat sie dennoch alle
Vorteile des BDG's in sich. Man bedenke, dass die Programmstrategie des Lyon
asymmetrisch ist, d.h. er muss die Zugmöglichkeiten des Weißen komplett
durchrechnen. Da ist es natürlich besonders unangenehm, dass Weiß doppelt so
viele Möglichkeiten hat wie in einer üblichen Schachstellung.} Nd7 11. h3 Bh5
12. Nf3 Nb6 13. Bb3 e6 14. g4 Bg6 {(+0,48) Im BDG hat Weiß fast immer freie
Auswahl zwischen den Rochaden. Der Diablo bringt aber lieber seinen Springer
auf e5, optimale Voraussetzungen für einen Angriff gegen f7. Das ist
ebenfalls charakteristisch ist fürs BDG.} 15. Ne5 Ne4 16. Nxe4 $6 {(+0,51).
Dieser Zug ist nur dem Weißen hilfreich.} Bxe4 17. O-O f6 {(+0,39) Weiß Lyon
überhaupt, wie schlecht er steht? Wie schätzen Ihre Computer den
"Stellungsvorteil" des Schwarzen ein? Geben Sie ihrem Computer ruhig mehr
Bedenkzeit.} 18. Bg3 ({Vielleicht findet er dann auch das} 18. Rae1 fxe5 $2 (
18... Bd5 19. c4 Bb4 20. Bd2 Bxd2 21. Qxd2 fxe5) 19. Bxe5 Bg6 20. Bxe6 Nd7 21.
a3 Kd8 {Trotzdem verflacht das Spiel in beiden Varianten. Es ist gut, daß
Weiß daher 18.Lg3 spielt. In dieser Stellung müßte Schwarz jetzt erst mal
richtig nachdenken. Schließlich sind da die ganzen Opfer von Weiß
durchzurechnen. Es ist klar, dass fxe5?? wegen Df7+ und Matt in 4 nicht geht.})
18... Be7 $6 (18... fxe5 19. Qf7+) ({Vielleicht wäre} 18... Bd6 {besser, um
den Punkt e5 zu überdecken. Le7 halte ich jedoch für zu passiv. Jetzt steht
Weiß klar besser. Übrigens entschied sich der Lyon erst nach längerer
Rechenzeit für Le7. Vorher erwog auch er das bessere Ld6. Frage: Welche
Schachcomputer haben so viel "Sachverstand", dass sie ab diesem Zeitpunkt der
Partie positive Bewertungen für Weiß geben würden?}) 19. Qe2 Bd5 {(+0,45).
Etwas zu rosig, diese Bewertung - man könnte auch sagen, das Vorzeichen
stimmt nicht!} 20. c4 fxe5 {Und nur noch 0,00.} 21. Bxe5 $6 ({Hier wäre auch}
21. cxd5 Nxd5 22. Bxd5 cxd5 {gut möglich gewesen, der gewählte Zug hält
aber die Spannung besser aufrecht.}) 21... Nxc4 22. Bxc4 {Nun ist also
passiert, was zu erwarten war. Schwarz kann den Druck gegen seinen König
nicht mehr lange abwehren.} Rg8 23. Bxd5 exd5 24. Qd3 ({Möglich war auch} 24.
Bd6 {Der gespielte Zug ist aber gewinnträchtiger.}) 24... g6 {(-0,06)} 25.
Rae1 {Der Diablo bewertet sich mit -0,33. 25...Kd8 (-0,45!)} Kd8 26. Rf7 {
Jetzt nur noch -0,11.} Rf8 27. Qf3 $1 ({Der Diablo hat Blut gerochen und
bewertet bereits an dieser Stelle das Ganze mit 2,05. Der Damenzug ist besser
als das plumpe} 27. Rxh7) 27... Rxf7 {(-3,09)} 28. Qxf7 {(+3,24)} Qd7 29. Bf6
$1 {(+3,38)} Bxf6 30. Qxf6+ {(+3,64)} Kc7 31. Re7 Re8 32. Qe5+ Kd8 33. Rxd7+
1-0
</pgn>
So stand es nach acht Partien 4:4. Die 9. wurde Remis, die 10. sollte die Entscheidung bringen.
<pgn>
[Event "5/91-18 Czub"]
[Site "?"]
[Date "1991.??.??"]
[Round "?"]
[White "Novag Diablo 68000"]
[Black "Mephisto Lyon 68020"]
[Result "1-0"]
[ECO "B07"]
[PlyCount "93"]
[EventDate "1991.??.??"]
 
1. e4 Nf6 2. Nc3 d6 3. d4 c6 4. Nf3 Bg4 {Nun sind wir über Aljechin und Pirc
in eine für Weiß recht ansehnliche Stellung geraten.} 5. h3 Bh5 $6 ({Wohl
eher Lxf3.} 5... Bxf3) 6. Bg5 Qb6 {Der Bb2 hängt, und Schwarz droht dem
Weißen einen Doppelbauern auf der f-Linie zu verschaffen; trotzdem zieht
Diablo:} 7. Qd2 $1 Bxf3 $2 {Dieser Doppelbauer ist kein Schwächling! Im
Gegenteil.} 8. gxf3 Nbd7 9. O-O-O e6 10. Be3 Be7 11. d5 Qb4 $6 {Lyon hat eine
ungeheure Vorliebe, seine Dame in entlegene Gegenden zu stellen.} ({Nicht doch
besser} 11... Qc7 {?}) 12. a3 Qa5 13. dxe6 fxe6 14. h4 $6 {Verstehen Sie
diesen Zug? Ein Köder?} Qh5 15. Rg1 $1 O-O $4 {Ob das die richtige Seite ist?}
16. Bh3 Qf7 {Nun folgt ein Kittinger-PSH-Angriff. Welcher andere
Schachcomputer (außer einem Novag) kann die folgenden weißen Züge
nachvollziehen? Ist das ganze Königsflügelmanöver ein Plan?} 17. f4 $6 Nb6
18. Qd4 Kh8 19. f3 Nh5 20. f5 $3 e5 21. Qd3 Nc4 22. Bg4 Nxe3 23. Qxe3 Nf4 24.
Rh1 $1 b6 25. Kb1 b5 26. h5 $3 a5 27. h6 $3 {Unbeirrbar! Wie einst der Super
Constellation!} gxh6 28. Rxh6 b4 29. Ne2 Nxe2 30. Qxe2 bxa3 31. f6 $3 {Welcher
Computer spielt das?} Bxf6 32. Bf5 Rab8 33. Rxh7+ $1 {Meine anderen Rechner
wollen alle b3.} Qxh7 34. Bxh7 Rxb2+ {Ein Racheschach!} 35. Ka1 Kxh7 36. Rxd6
Bg7 37. Rxc6 Rfb8 {Schwarz denkt wohl, er hätte Weiß, aber dies ist nur eine
optische Täuschung.} 38. Qh2+ Kg8 39. Qg1 R8b7 40. Qg4 {Und nach} Rb1+ 41. Ka2
R7b2+ 42. Kxa3 Rb8 43. Rc8+ Rxc8 44. Qxc8+ Kh7 45. c4 Ra1+ 46. Kb2 Rd1 47. c5 {
hätte Schwarz keine Chance mehr.} 1-0
</pgn>
Diablo gewann mit dieser einzigartigen (Mogel-?) Partie ganz elegant, wenn auch knapp, mit 5,5:4,5 gegen den Lyon 32 Bit. Ein wenig Anfängerglück war ja dabei, aber Dave Kittinger arbeitet sicher daran, daß es demnächst noch besser wird. Immerhin ein gutes Debüt auf dem 68000er.
 
Weitere Turnier-Wettkämpfe gingen so aus: gegen ChessMachine verlor Diablo 2:8, gegen Psion Atari ST gewann er 4:1, gegen Fidelity Mach Ik 3:1. Gegen The King steht es vorerst 0,5:0,5. Nach insgesamt 40 Turnierpartien gegen erlesene Kontrahenten erreicht er also ein Gesamtergebnis von 20:20.
 
==== Fazit ====
 
Mit diesem Gerät hat Novag endlich zur Spitzenklasse aufgeschlossen; Kittinger hat bewiesen, dass er programmieren kann und sein Rückstand bislang nur an der mangelnden Prozessortechnologie lag.
Mit seinen Features wie Partienabspeichern, Schnittstelleninformation, Hash-Tables, Ausgabe einer ELO-Zahl des menschlichen Gegenübers und Lerneffekt kann sich der Diablo sehen lassen. Von der Spielstärke her liegt der Novag mit seinem Preis von DM 1798,- in einer Klasse mit Mephisto Exclusive Lyon 68000 oder einem PC+MChess. Der Scorpio kostet DM 1198,-. Beide Geräte brauchen die Konkurrenz der PC-Programme nicht zu fürchten. Wenn jemand die Schachcomputer vor dem Verdrängtwerden durch den Heimcomputer retten kann, dann der Diablo von Dave Kittinger!
 
'''Was uns gefiel:'''
*+ Ein starker Schachcomputer der Spitzenklasse. Reichhaltige breite Bibliothek, starkes Mittelspiel, gutes Endspiel.
*+ Viele Features und gewohnte Bedienung, sehr gute Verarbeitung
*+ Aufrüstbar (neue Eprom-Programmversionen siehe Super Forte A/B/C)
*+ Mittels Novag Super System-Schnittstelle Zugang zu SENDINFOS und Notation.
 
'''Was uns nicht gefiel:'''
*- Etwas mehr Superconstellation-PSH' s würden mehr Spaß machen
*- Elementare Endspiele fehlen (KSLK)
*- Notationen bitte auch mit deutschen Figurenbezeichnungen
 
 
 
[[Kategorie:Schachcomputer]]
[[Kategorie:Novag]]
[[Kategorie:Kittinger, David]]
[[Kategorie:68000]]

Version vom 24. Juli 2021, 16:27 Uhr

Novag Diablo 68000
Hersteller Novag
Markteinführung 1991
CElo 2040
Programmierer Kittinger, David
Prozessor 68000
Prozessortyp 16 Bit
Takt 16 MHz (Keramik Resonator (Quarz): 16 MHz)
RAM 16 KB (+ 64 KB Hash Tables)
ROM 96 KB
Bibliothek 32.000 Halbzüge + ca. 1.000 programmierbare
Einführungspreis 1798 DM (900 €)
Rechentiefe 28 Halbzüge
BT-2450 2032
BT-2630
Colditz
Verwandt Novag Scorpio 68000
Zugeingabe Magnetsensoren
Zugausgabe 64 Feld-LEDs
Display 16 st. Punktmatrix
Stromversorgung Novag 8220: AC 8.5V / 0.8A
Spielstufen 64
Maße 49 x 40 x 4,9 cm / Spielfläche: 32 x 32 cm / Königshöhe: 7,8 cm
Sonstiges
Tuning: stabil mit 19,66 MHz (Resonator-Tausch), darüber - bis 24 MHz - schnellere Eproms erforderlich
Level Info
Bedenkzeit Level
30 Sek. / Zug a3
30 Min. / Partie c5
60 Sek. / Zug a4
60 Min. / Partie c6
Turnier a7
Analyse Infinite Level

Im Jahre 1991 schaffte es Dave Kittinger endlich seine Programme auf 16Bit Hardware herauszubringen, es erschienen das Holzgerät Diablo 68000 und das hardwaretechnisch identische Gerät Novag Scorpio 68000. Das Holzgerät, übrigens das letzte der Firma Novag in dieser Baureihe, war äußerlich weitgehend dem Vorgängermodell identisch, wohingegen das Design des Kunststoffgerätes vollständig überarbeitet wurde. Der verwendete Motorola 68000 Prozessoer war mit 16 MHz getaktet und das Programm hatte wie schon beim Novag Super Forte C eine Größe von 96 KB. Als Neuerung kamen jetzt aber erstmals 64 KB für Hash Tables sowie das auf 16 K erweiterte RAM hinzu.

Man mag über die Innovationsstärke von 24 z. T. doppelt belegten Tasten streiten, aber von der Ausstattung her sind beide Geräte die Schachcomputer mit dem größten von Novag jemals herausgebrachten Funktionsumfang. Immerhin lassen sich die wichtigsten Funktionen über die 8 Tasten ganz rechts erreichen.

Im Vergleich zum Vorgänger Novag Super Forte C wurde die Spielstärke weiter verbessert. Ein Faktor dürfte sicherlich der Einsatz der 64 K RAM für Hash Tables sein, besonders im Endspiel (Bauernendspiele) zeigen sich hier deutliche Rechentiefesteigerungen. Andererseits scheint David Kittinger bei der Portierung nach 16-Bit auch ein wenig vom spektakulären taktischen Schach zurückgenommen zu haben, in vielen Stellungen wirkt der Diablo ruhiger, abgeklärter.

Schaut man sich den Diablo im praktischen Spiel an, scheint er seine Stärken eher im Turnierschach zu haben, Schnellschach liegt ihm nicht so besonders (z.B. 1. Online Aktivschach WM und 2. Online Aktivschach WM).
Auch diese Beobachtung ist ein Anzeichen für die oben erwähnten Programmänderungen, zeigen sich die Vorgänger doch eher stark bei kürzeren Bedenkzeiten.


  • C Pictures by Sascha Warnemünde

  • Einfach diabolisch

    Testbericht über die neuen 68000er von Novag (aus Computer Schach & Spiele / Heft 5 / Oktober-November 1993)

    Unaufhaltsam scheint der Vormarsch der PC-Programme. Aber auch die Schachcomputerhersteller machen Dampf und entwickeln immer stärkere Geräte. So auch Novag, der in diesen Tagen den neuen Diablo und seinen kleinen Bruder Scorpio vorstellte. Beide haben ein 16Bit-Programm. Thorsten Czub hat es untersucht und sagt, was man davon halten soll. Vor nunmehr einem Jahr habe ich den Super Forte C unter die Lupe genommen. Der Novag-Autor Dave Kittinger hatte sich von Programmversion A/B nach C stetig gesteigert und zuletzt mit den 16-Bittern selbst im direkten Vergleich mitgehalten, obschon im Gehäuse des Forte/Expert ja "nur" ein 6502 8-Bitter steckte. Die C-Version schlug jedoch den Polgar 8,5:1,5; gegen den Mach III erreichte sie 12:8; und selbst ein Portorose 68020 gewann den Wettkampf nur knapp mit 12:8. Das Ganze geschah ohne gezinkte Karten, ohne Einsatz von Turnierbibliotheken oder Tuning. Warum sich die C-Version trotz meiner Ergebnisse nicht adäquat in der schwedischen ELO-Liste durchsetzte, ist mir auch heute noch ein Rätsel.

    In diesen Tagen tauchte nun bei mir ein neuer Schachcomputer auf: Im alten Novag Super-Expert Gehäuse befand sich ein Diablo 68000. Kittinger hatte endlich, worauf seine Fans so lange gewartet haben, sein Programm auf einen Motorola 68000 (16 MHz) übertragen. Ich war gespannt, was er aus den neuen technischen Möglichkeiten machen würde.

    Die Bedienung des neuen Gerätes ist ein Kinderspiel, hat man doch alle Tasten des Expert beibehalten. Im Wesentlichen vom Super Forte C übernommen ist auch die Eröffnungsbibliothek. Groß genug und herrlich breit. Die ersten Stellungstests waren sehr ermutigend. Für das im Super Forte C-Artikel abgedruckte Matt in 12 Zügen (CSS 4/90 S.13 r.) brauchten die Oldies Super Forte B 4h 22' 7", Super Forte C 23' 10", der Diablo nur 521! Ähnlich verhielt es sich mit anderen Stellungen, wie auch mein Testerkollege Jochen Haumann festgestellt hat.

    Diablo gegen MChess

    Meine erste Testserie führte ich mit Partien gegen den Vize-Weltmeister von Vancouver durch: MChess in der neuesten Version 1.51 auf einem 16 MHz schnellen AT 80286. Nach der schwedischen ELO-Liste sollte diese Konfiguration ca. 2100 Punkte haben, der Vorgänger des Diablo, Super Forte C, steht weiter unten mit 1950 Elo in der Liste.

    Gleich die ersten beiden Partien gingen Remis aus. Dann kam eine spannende dritte: Nach fünf Partien stand es 3,5:1,5 für den Diablo. Partie 6 und 7 ging wieder an MChess. Partie 8 hatte MChess schon fast gewonnen, als sich das Blatt noch einmal drehte und der Diablo sich durch gekonnte Verteidigung in ein Remis durch dreimalige Zugwiederholung rettete. Partie 9 gewann MChess, wonach es 4:5 gegen Diablo stand. Nun sollte die 10. Partie entscheiden: So stand es 5:5 bei 4 Remisen. Wohl hatte der Diablo seinen Gegner nicht gerade vernichtet, aber er die erste Hürde doch mit viel Anstand genommen. Ich konnte getrost größeres Geschütz auffahren. Wenn Diablo schon vor MChess keinen Respekt zeigte, wie würde er dann gegen den Original-Lyon 32 Bit abschneiden, der ja immerhin 2153 schwedische ELO-Punkte hat, also 200 ELO mehr als Diablo Vorgänger Super Forte C.

    Gegen Mephisto Lyon 68020

    Nach vier Partien stand es 2,5:1,5 für den Lyon. Das mäßige Ergebnis war vor allem den drei Remisen zu verdanken. Die 5. Partie gab dann zu denken: Ausgleich: 2,5 beide. Die 6. Partie ging an den Lyon, die 7. war Remis. Es stand also 4:3 für Lyon, als sich folgende Partie ereignete: So stand es nach acht Partien 4:4. Die 9. wurde Remis, die 10. sollte die Entscheidung bringen. Diablo gewann mit dieser einzigartigen (Mogel-?) Partie ganz elegant, wenn auch knapp, mit 5,5:4,5 gegen den Lyon 32 Bit. Ein wenig Anfängerglück war ja dabei, aber Dave Kittinger arbeitet sicher daran, daß es demnächst noch besser wird. Immerhin ein gutes Debüt auf dem 68000er.

    Weitere Turnier-Wettkämpfe gingen so aus: gegen ChessMachine verlor Diablo 2:8, gegen Psion Atari ST gewann er 4:1, gegen Fidelity Mach Ik 3:1. Gegen The King steht es vorerst 0,5:0,5. Nach insgesamt 40 Turnierpartien gegen erlesene Kontrahenten erreicht er also ein Gesamtergebnis von 20:20.

    Fazit

    Mit diesem Gerät hat Novag endlich zur Spitzenklasse aufgeschlossen; Kittinger hat bewiesen, dass er programmieren kann und sein Rückstand bislang nur an der mangelnden Prozessortechnologie lag. Mit seinen Features wie Partienabspeichern, Schnittstelleninformation, Hash-Tables, Ausgabe einer ELO-Zahl des menschlichen Gegenübers und Lerneffekt kann sich der Diablo sehen lassen. Von der Spielstärke her liegt der Novag mit seinem Preis von DM 1798,- in einer Klasse mit Mephisto Exclusive Lyon 68000 oder einem PC+MChess. Der Scorpio kostet DM 1198,-. Beide Geräte brauchen die Konkurrenz der PC-Programme nicht zu fürchten. Wenn jemand die Schachcomputer vor dem Verdrängtwerden durch den Heimcomputer retten kann, dann der Diablo von Dave Kittinger!

    Was uns gefiel:

    • + Ein starker Schachcomputer der Spitzenklasse. Reichhaltige breite Bibliothek, starkes Mittelspiel, gutes Endspiel.
    • + Viele Features und gewohnte Bedienung, sehr gute Verarbeitung
    • + Aufrüstbar (neue Eprom-Programmversionen siehe Super Forte A/B/C)
    • + Mittels Novag Super System-Schnittstelle Zugang zu SENDINFOS und Notation.

    Was uns nicht gefiel:

    • - Etwas mehr Superconstellation-PSH' s würden mehr Spaß machen
    • - Elementare Endspiele fehlen (KSLK)
    • - Notationen bitte auch mit deutschen Figurenbezeichnungen