Novag Scorpio 68000

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Novag Scorpio 68000
Hersteller Novag
Markteinführung 1991
CElo 2040
Programmierer Kittinger, David
Prozessor 68000
Prozessortyp 16 Bit
Takt 16 MHz (Keramik Resonator (Quarz): 16 MHz)
RAM 16 KB (+ 64 KB Hash Tables)
ROM 96 KB
Bibliothek 32.000 Halbzüge + ca. 1.000 programmierbare
Einführungspreis 1798 DM (900 €)
Rechentiefe 28 Halbzüge
BT-2450 2032
BT-2630
Colditz
Verwandt Novag Diablo 68000
Zugeingabe Drucksensoren
Zugausgabe 16 Rand-LEDs
Display 16 st. Punktmatrix
Stromversorgung Novag 8220: AC 8.5V / 0.8A
Spielstufen 64
Maße 35,5 x 30 x 2,7cm
Sonstiges
Tuning: stabil mit 19,66 MHz (Resonator-Tausch), darüber - bis 24 MHz - schnellere Eproms erforderlich, s.h. Novag Super System
Level Info
Bedenkzeit Level
30 Sek. / Zug a3
30 Min. / Partie c5
60 Sek. / Zug a4
60 Min. / Partie c6
Turnier a7
Analyse Infinite Level

Einführung

Im Jahre 1991 schaffte es Dave Kittinger endlich seine Programme auf 16 Bit Hardware herauszubringen, es erschienen das Holzgerät Novag Diablo 68000 und das hardwaretechnisch identische Gerät Novag Scorpio 68000. Das Design des Kunststoffgerätes wurde vollständig überarbeitet, es war weiterhin schwarz aber die Optik wurde zugunsten runder Formen verschönert. Das grundsätzliche Design wurde bis zum heutigen Tag bei den Nachfolgegeräten Novag Diamond (schwarz), Novag Diamond II (grau) und Novag Star Diamond (grau) beibehalten. Der verwendete Motorola 68000 Prozessor (fest eingelötet) war mit 16 MHz getaktet und das Programm hatte wie schon beim Novag Super Expert C eine Größe von 96 KB. Als Neuerung kamen jetzt aber erstmals 64 KB für Hash Tables sowie das auf 16 K erweiterte RAM hinzu.

Man mag über die Innovationsstärke von 24 z. T. doppelt belegten Tasten streiten, aber von der Ausstattung her sind beide Geräte die Schachcomputer mit dem größten von Novag jemals herausgebrachten Funktionsumfang. Immerhin lassen sich die wichtigsten Funktionen über die 8 Tasten ganz rechts erreichen.

Spielstärke

Im Vergleich zum Vorgänger Novag Super Expert C wurde die Spielstärke weiter verbessert. Ein Faktor dürfte sicherlich der Einsatz der 64 K RAM für Hash Tables sein, besonders im Endspiel (Bauernendspiele) zeigen sich hier deutliche Rechentiefesteigerungen. Andererseits scheint David Kittinger bei der Portierung nach 16-Bit auch ein wenig vom spektakulären taktischen Schach zurückgenommen zu haben, in vielen Stellungen wirkt der Diablo ruhiger, abgeklärter. Schaut man sich den Diablo im praktischen Spiel an, scheint er seine Stärken eher im Turnierschach zu haben, Schnellschach liegt ihm nicht so besonders (z. B. 1. Online Aktivschach Weltmeisterschaft 2005 und 2. Online Aktivschach Weltmeisterschaft 2006). Auch diese Beobachtung ist ein Anzeichen für die oben erwähnten Programmänderungen, zeigen sich die Vorgänger doch eher stark bei kürzeren Bedenkzeiten.

Programmversionen/Übertaktung

Bekannt sind die Programmversionen 1.07 und 1.08 (abrufbar über den PC-Anschluss, das so genannte Novag Super System). Die Programmänderungen sind aber wie bei Novag üblich nicht dokumentiert.

Das Gerät lässt sich relativ einfach übertakten durch Austausch des 16 MHz Quarzresonators. Bis 20 MHz läuft das Gerät stabil, darüber hinaus kommt es zu Instabilitäten wie Nichtnutzung der Eröffnungsbibliothek oder internes automatisches Heruntertakten.

Ein kleiner Bug?

Sowohl der Novag Scorpio als auch der Novag Diablo haben wie schon die Vorgänger eine programmierbare Eröffnungsbibliothek, die sich allerdings durch einen etwas ärgerlichen Programmierfehler auszeichnet. Die Bibliothek hat Platz für ca. 1000 Züge, die aber nicht wie beim Vorgänger Novag Super Expert C in Untervarianten abgelegt werden können. Man muss immer die vollständige Variante vom 1. Zug aus angeben. Nicht besonders schön, aber damit könnte man noch leben. Leider kann man aber keine zwei Varianten, die mit denselben Zügen beginnen und sagen wir mal im 5. oder 6. Halbzug abweichen, ausspielen. Ein Beispiel dazu:

Man gibt z. B. ein:

1.e4 d5 2.exd5 Sf6 3.c4 e6 4.dxe6 Lxe6 5.d4 Lb4 6.Ld2 De7

Wenn man jetzt die Pro-Op Bibliothek auswählt und mit e4 eröffnet wird brav alles ausgespielt. Fein, also weiter...

1.e4 d5 2.exd5 Sf6 3.c4 e6 4.dxe6 Lxe6 5.Sf3 De7 6. De2 Sc6

Eine Abfrage über das Novag Super System und PRINT BOOK gibt beide Varianten als im Speicher befindlich aus, ABER wenn man jetzt im 5. Zug Sf3 spielt, ist der Scorpio aus dem Buch und fängt an zu rechnen. Er kennt nur die Variante, die als erstes eingegeben wurde. Wenn man jetzt die 5.Sf3 Variante über die Prioritätsfunktion an die erste Stelle schiebt ist es genau umgekehrt, 5.Sf3 wird aus der Bibliothek beantwortet 5.d4 nicht mehr! Der Nutzwert einer solchen Bibliothek ist etwas fragwürdig, aber vielleicht hat es der Programmierer ja sogar so gewollt.

Fazit

Der Einstieg in die Motorola-Welt ist Novag damals gut gelungen, leider kam dieser Schritt ca. 1-2 Jahre zu spät, um an die Spitze vorzustoßen. Das Gerät weiß spielstärkemäßig, verarbeitungstechnisch und auch optisch zu gefallen. Wie so häufig kann man sich fragen warum Novag nicht gleich den Sprung auf den damals schon aktuelleren und keineswegs "state of the art" zu nennenden 68020 Prozessor und entsprechend größere Hash-Tables gesetzt hat. An manchen Stellen vermisst man das letzte Quäntchen Power. Der Scorpio und besonders der Diablo sind heutzutage sehr seltene Geräte und daher nur schwer und zu zumeist exorbitanten Preisen zu bekommen.


Bilder

Copyright Pictures by Theodor Heinze

Scorpio 68000
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Partiebeispiele

Novag Super System