Mephisto Montreux

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Mephisto Montreux
Hersteller Saitek
Markteinführung 1995
CElo 2259
Programmierer de Koning, Johan
Prozessor ARM6
Prozessortyp 32 Bit
Takt 14 MHz (28 MHz Quarzoszillator)
RAM 128, 512 oder 2048 KB
ROM 256 KB
Bibliothek 380.000 ? / 38.000 bei Risc 2500 Halbzüge
Einführungspreis 999 DM (500€)
Rechentiefe 30 Halbzüge
BT-2450 -
BT-2630 2284 (aktiv)
Colditz -
Verwandt Saitek Risc 2500
Zugeingabe Drucksensoren
Zugausgabe LC-Display (je 1 Zeile Punktmatrix und 7-Segment-LCD) und 16 Rand-LEDs
Display 2-zeiliges LC-Display
Stromversorgung Batterie = nicht möglich, Netz = HGN 5050, 5,6V / 1A (Plus innen)
Spielstufen (fast) alle denkbaren
Maße 41,7 x 28,2 x 3,5 cm; Spielfeld = 20,2 x 20,2 cm
Sonstiges
Engine The King 2.01, unterschiedliche Spielstile (solid, defensiv, normal, aktiv, offensiv) auswählbar / Speicher auf 2 MB erweiterbar

Der Mephisto Montreux erschien 1995, wurde von Hegener & Glaser produziert und vermarktet, die bereits 1994 von Saitek übernommen wurden, kurz bevor der Montreux veröffentlicht wurde.

Der Mephisto Montreux war der letzte und einzige Schachcomputer, der an einer Weltmeisterschaft im Mikrocomputerschach teilnahm, der WMCCC 1995 in Paderborn mit respektablen 5/11 gegenüber Programmen, die auf PCs und SPARC-Workstations liefen, und viel höheren Taktraten von 60 bis 120 MHz.

Montreux, das kleine Städtchen am Genfer See, war Namenspate des gleichnamigen Mephisto Computers. "Wenn du Seelenfrieden willst, komm nach Montreux", forderte Freddie Mercury einst die Welt auf. Warum nun aber ausgerechnet dieser Schachcomputer den Namen Montreux bekommen hat, wird wohl immer ein Geheimnis der Firma Hegener & Glaser (Saitek) bleiben, denn für den Seelenfrieden kann dieses Gerät nicht beitragen. Sein Trachten besteht viel mehr darin, genau diesen mit seinem aggressiven Spielstil zu malträtieren.

Hinter dem schwarzen Plastikmantel verbirgt sich ein ARM6 32Bit RISC Prozessor, welcher mit 14 MHz angetrieben wird. Weiterhin finden sich 128KB RAM zur gedanklichen Unterstützung. Bedient wird das Gerät über 17 Tasten, die an der rechten Seite Platz finden. Die Figuren werden per Drucksensoren gesetzt bzw. durch die 16 Rand LEDs zum Setzen animiert. Vielleicht sind diese Faktoren u.a. dafür verantwortlich, dass der Montreux es nie zu einem echten Sammlertraum brachte. Das gesamte Äußere (Waschbrett-Design) ist als schlicht oder wenn man hämisch wäre, als billig zu bezeichnen. Hinzu kommt noch der Zeitpunkt der Erschaffung. Der Montreux stammt aus dem Jahre 1995. Eine Zeit, wie wir alle wissen, in der die heranstürmende PC Welle fast alle Schachcomputer wegspülte. Kurzum, der Montreux kam einfach zu spät, um noch ein paar letzte Lorbeeren zu erhaschen.

Als Programm dient der wohl mittlerweile sehr bekannte Schachmotor The King, von dem holländischen Programmierer Johan de Koning. Dabei handelt es sich um die Version 2.01 sagen. Das EPROM liefert den Hinweis "Montreux V1.00 10-Dec-94". Somit kann der Montreux als kleiner Bruder des Tasc R30 bezeichnet werden. In der Eröffnungsphase zeigt der Montreux die gespielte Variante namentlich an. Natürlich erkennt der Rechner auch Zugumstellungen und bietet besonders Einsteigern damit eine nützliche Hilfe. Ansonsten stellt das Display eine Vier-Zeiten-Schachuhr, die Stellungsbewertung, die Hauptvariante und vieles mehr dar.

Die anwenderfreundliche Menüführung zum Ansteuern der zahlreichen Optionen ähnelt dem bewährten Menüsystem des Vancouver. Alle Optionen können schnell und ohne großes Handbuchstudium bedient werden. Für die meistgenutzten Funktionen steht die Taste "Menu" zur Verfügung. Die Anzahl der Spielstufen ist unbegrenzt und jederzeit zu modifizieren. Der Montreux kann Mattprobleme bis zu einer Tiefe von 15 Zügen lösen. Unverständlich bleibt, warum der Hersteller dem Anwender keinen Partienspeicher anbietet. Lediglich die zuletzt gespielte Partie kann im Speicher abgelegt werden. Hier wurde am falschen Fleck gespart und der ansonsten positive Gesamteindruck etwas getrübt.

Die vielfältigen Einstellungsmöglichkeiten bieten sehr viel Abwechslung und schieben der Langeweile einen Riegel vor. Man kann zwischen mehreren Spielstilen auswählen, z.B.: normal, defensiv, aktiv, solide und offensiv. Sein Stil schwankt zwischen sehr aktiv und aggressiv, je nach eingestellter Spielart mit einer starken Betonung auf den Taktikbereich aus, was häufig zu eindrucksvollen langen Mattansagen führt. Im Unterschied zu den Programmen von Richard Lang ist der Computer sogar zu materiellen Opfern bereit, wenn dadurch Initiative erreicht werden kann. Besonders die dynamische Spielweise dieses Programms gefällt vielen Schachfreunden sehr gut. Das Positionsspiel und die Endspielführung fallen gegenüber den hervorragenden taktischen Fähigkeiten etwas ab, sind aber immer noch als sehr gut zu bezeichnen. Sein mangelnder Sinn zur Verteidigung ist seine kleine Schwachstelle. Drohungen, die der Montreux im Angriff sofort für sich zu nutzen weiß, übersieht er zum Teil in der Verteidigung.

Damit bietet der Montreux seinem Gegner ein breites Experimentierfeld und viel Spaß. Die für einen Schachcomputer gigantisch große Eröffnungsbibliothek mit über 380.000 Halbzügen ist in eine Turnier- und Zufallsbibliothek unterteilt. Das Turnierbuch enthält Varianten, die der Spielweise des Computers besonders entgegenkommen. Mit dem Zufallsbuch wählt der Rechner auch riskante, manchmal unsolide Varianten und bietet damit gute Voraussetzungen für das Eröffnungstraining.

Der Mephisto Montreux ist ein sehr spielstarker Schachcomputer mit einer sehr guten Ausstattung und einem eigenwilligen, sehr aktiven Spielstil. Lediglich ein Partienspeicher wird schmerzlich vermisst. Das Gerät ist besonders den Schachliebhabern zu empfehlen, die großen Wert auf aussagekräftige taktische Analysen und dynamisches Schach legen.


Beispielpartie