Tasc R30

aus Schachcomputer.info Wiki, der freien Schachcomputer-Wissensdatenbank
(Weitergeleitet von R30)
Tasc R30

C Picture by Sascha Warnemünde

Hersteller Tasc
Markteinführung 1993 (V2.2)
1995 (V2.5)
2012 (Gideon) [1]
CElo ca. 2350 - 2380
(je nach Version)
Programmierer de Koning, Johan & Schröder, Ed
Prozessor ARM6
Prozessortyp 32 Bit
Takt 30 MHz
RAM 128 KB + 512 KB Hash
ROM 256 KB
Bibliothek 200.000 Halbzüge
Einführungspreis 3250 DM (1625 €)
Rechentiefe
BT-2450
BT-2630 2356 (Version 2.2)
2341 (Version 2.5)
Colditz
Verwandt Tasc R40
ChessMachine
Mephisto Risc 2
Zugeingabe Figurenerkennung
Zugausgabe 64+2 / 81 Feld LEDs
Display achtzeilige Punktmatrix
Stromversorgung 8V / 1A (Plus innen)
Spielstufen beliebig viele
Maße Brett: 42 x 42 x 2,2 cm
Modul: 21 x 16 x 7,3 cm
Spielfläche: 36 x 36 cm
Königshöhe: 7,5 cm
Sonstiges
Schachbretter SB20 (1 LED pro Feld) oder SB30 (4 LEDs pro Feld)

Das SB 20 funktioniert nur im Zusammenspiel mit dem Tasc R30/R40 Version 2.5. Bei dem SB30 arbeiten nur die ersten Hardware Varianten mit dem R30 V2.2 bzw. Gideon zusammen. Spätere Versionen des SB30 (z.B. "Pieces model 2" = Smartboard II) werden hingegen nicht unterstützt. Der R30 V2.5 wiederum akzeptiert die SB30-Bretter.

Der Tasc R30, eine Entwicklung der holländischen Firma Tasc, gilt neben dem Resurrection und Revelation, als einer der stärksten Schachcomputer der Welt. Das Gerät basiert auf der bewährten Technologie der ChessMachine, also auf einem superschnellen ARM6 RISC-Prozessor mit 30 MHz. Das Programm stammt von Johan de Koning.

Der Schachcomputer besteht aus zwei Komponenten, einmal einem sehr schön gestalteten, flachen Holzsensorbrett, das Smartboard und der eigentlichen Bedienungseinheit, dem Operatormodul. Das Smartboard hat eine Spielfeldgröße von 36x36cm, die Außenkanten haben eine Länge von 42x42cm. Ähnlich wie beim Renaissance der Firma Saitek wurde das Gerät mit vier in den Felderecken versenkten LEDs ausgestattet. Diese Lösung bietet den Vorteil einer besseren Übersicht und ermöglicht auch ein natürlicheres Spiel. Die Figuren stammen von der bekannten Firma Bohemia und sind ästhetischer als die klobigen Alternativen der Konkurrenz.

Ähnlich wie der Bavaria der Firma Mephisto ist das System mit automatischer Figurenerkennung ausgestattet. Das Brett erkennt automatisch, welche Figur auf welchem Feld steht. Die Figuren sind mit flachen Scheiben unterlegt, die elektronische Schaltkreise enthalten. Jede dieser Scheiben ist mit einer Informationseinheit versehen, für jede Figur gibt es einen speziellen Code. Die im Brett vorhandene Elektronik überprüft die vorhandenen Impulse ab und erkennt auf diese Weise die momentane Brettstellung. Die Vorteile liegen auf der Hand: Der Spieler kann seine eigenen Figuren benutzen, er muß nur die Plättchen unter seine Figuren kleben.

Stellungseingaben sind ein Kinderspiel, da einfach die Figuren auf das Brett gestellt werden und keine umständlichen Tastatureingaben erforderlich sind. Der Tasc R30 war der erste Schachcomputer, auf dessen Brett der Spieler völlig problemlos die Figuren ziehen oder schleifen konnte, ohne das der Rechner eine falsche Zugeingabe reklamierte.

Das Operatormodul, die Bedienungseinheit des Tasc R30, enthält den 32 Bit RISC-Prozessor, 512 KB RAM, 256 KB ROM, 128 KB akkugepuffertes RAM, das Display und die Bedienungstasten. Die Bedienung des Moduls erfolgt über eine Menüsteuerung, ähnlich dem Mephisto Vancouver. Die verfügbaren Optionen sind übersichtlich dargestellt, der Cursor wird mit den Pfeiltasten auf den gewünschten Menüpunkt gesteuert, die gewünschte Funktion muß nur noch mit der Entertaste bestätigt werden. Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit ist das Handbuch völlig überflüssig, da die angebotenen Funktionen selbsterklärend sind. Das System bietet sechs Hauptmenüs an. Im Menüpunkt Spiel können beliebige Spielstufen definiert werden, leider ist es nicht möglich, verschiedene Bedenkzeiten für beide Seiten vorzugeben. Im Menüpunkt Partie kann eine neue Partie gestartet oder die Notationsform festgelegt werden. Besonders interessant ist das Menü Programm. Hier kann der Spieler z. B. die Spielstärke des Rechners drosseln, verschiedene Suchverfahren wählen, Spielstile auswählen oder zwischen Turnier-oder Zufallsbibliothek unterscheiden.

Unter System kann der Ton eingestellt oder die Sprache gewählt werden. Der Menüpunkt Brett bietet die Möglichkeit, das Smartboard zu blockieren, die LEDs abzuschalten oder zum gerade ausgegebenen Zug eine Alternative mit der selben Figur zu bekommen. Der Punkt Besondere dient der Anzeige über das System, enthält eine selbstablaufende Demo und das RAM kann gelöscht werden. Schmerzlich vermisst werden sinnvollere Funktionen wie z. B. Editieren oder Einblick in die Eröffnungsbibliothek, eine namentliche Anzeige der Eröffnung oder die Möglichkeit der Partienabspeicherung.

Der Tasc R30 verfügt über ein großes Display, auf dem eine Vielfalt von Informationen dargestellt werden kann. Standardmäßig sind nach dem Einschalten zwei analoge Uhren sichtbar, in der Mitte wird eine Anzeige der zuletzt gespielten Züge eingeblendet. Die Entertaste schaltet zwischen analoger oder digitaler Darstellung um. Während des Analogmodus können mittels der Pfeiltasten verschiedene Informationen dargestellt werden, z. B. aktuelle Brettstellung als Diagramm, Zugzeiten, Hauptvariante oder Stellungsbewertung. Die Vielzahl der Informationen und der Darstellungsmöglichkeiten sind vorbildlich, hier kann der Tasc R30 sogar fast mit dem PC mithalten.

Enttäuschend allerdings die Qualität der Wiedergabe, da das Display mit einem kontrastarmen Display versehen ist. Während das Display des Risc 2500 mittels eines Schiebeschalters an die gegebenen Lichtverhältnisse angepasst werden kann, bietet der Tasc R30 diese Möglichkeit nicht. Hier bleiben die Aktiv-Display des Resurrection bzw. Revelation unerreicht.

Der Tasc R30 verfügt für Schachcomputer über eine der leistungsfähigsten Hardware, das Programm des renommierten Programmierers Johan de Koning läuft auf einem 32 Bit RISC-Prozessor, unterstützt von 512 KB RAM für Hash Tables. Die Eröffnungsbibliothek, die leider weder editiert noch eingesehen werden kann und hat einen Umfang von ca. 200 000 Zügen. Als Programme sind 2 EPROM-Versionen verfügbar, 2.2 und 2.5. Die taktischen Fähigkeiten beider Versionen sind enorm. In diesem Bereich macht dem R30 kaum kein anderer Computer ernsthafte Konkurrenz.

Etwas anders sind allerdings die positionellen Eigenschaften und das Endspiel dieser Maschine zu bewerten, hier offenbart der Rechner doch ab und an Schwächen. Die Stärken des Gerätes können sich am besten bei längeren Bedenkzeiten entfalten, kürzere Bedenkzeiten liegen dem Computer nicht unbedingt. Hier bleiben die Lang Programme unerreicht. Bei der Version 2.2 ist mangelndes positionelles Wissen, leichtfertiger Umgang mit Material (besonders Bauern werden gerne sinnlos geopfert), ungenügende Konsequenz bei der Verwertung positioneller Vorteile zu bemängeln. Ber der Version 2.5 wurden viele dieser Kritikpunkte beseitigt. Die übertriebene Aggressivität der Version 2.2 in Verbindung mit fragwürdigen Opfern wurde zurückgeschraubt, allerdings auf Kosten der taktischen Schlagkraft. Teilweise benötigt die Version 2.5 die doppelte Zeit im Vergleich zur 2.2, um entsprechende Einschläge zu lokalisieren. Auch ist der Stil der 2.5 als deutlich positioneller anzusehen. Trotz aller Änderungen, spielt die Version 2.5 ebenfalls ein druckvolles Schach, gepaart mit einem sehr guten taktischen Weitblick.

King im Brett

Die neue Version 2.5 des Tasc R30

(Karsten Bauermeister aus Computerschach und Spiel / Heft 4 / 1995)

Seit Mitte April ist nach fast zwei Jahren endlich eine neue Programmversion für den Tasc R30 erschienen. Besitzer des alten Gerätes können für nur 180,- DM die Version 2.5 eingebaut bekommen. Karsten Bauermeister geht für CSS der Frage nach, ob sich eine Umrüstung lohnt.

Bereits Ende 1992 wurde heftig für einen neuen Schachcomputer geworben, der nach dem Willen des Herstellers Tasc das Nonplusultra der Schachcomputer werden sollte. Anfang 1993 konnten zahlungskräftige Kunden dann endlich das Ergebnis dieser Bemühungen bewundern. Der R30 war geboren. Da nicht alle Leser dieses Gerät kennen dürften, hier noch einmal eine kurze Beschreibung.

Der Computer besteht aus zwei Teilen, dem eigentlichen Schachbrett (dem "Smartboard") und dem Bedienteil, von Tasc "Operatormodul" genannt. Das Schachbrett ist mit 81 Felddioden ausgestattet und arbeitet mit einer echten Figurenerkennung, was bedeutet, dass der Computer nicht nur weiß, auf welchen Feldern Figuren stehen, sondern auch, um welche Figuren es sich handelt. Besonders Stellungseingaben gestalten sich auf diese Weise völlig problemlos.

Das Operatormodul wird über ein Kabel an das Smartboard angeschlossen und besitzt ein 13x3,5 cm großes Display, auf dem verschiedene Informationen zum Rechenvorgang, die Zugliste, die Uhren oder eine Brettdarstellung angezeigt werden können. Im Inneren arbeitet ein 30 MHz schneller 32-BitRISC-Prozessor die Version 2.20 des bekannten und ob seiner risikoreichen Spielweise beliebten The-King-Programmes ab, das besonders im taktischen Bereich zu glänzen weiß. Anfang des Jahres ist nun endlich eine neue Programmversion, The King 2.50, für den R30 erschienen. Bereits vorhandene Geräte müssen für einen Epromwechsel zur Umrüstung eingeschickt werden.

Erste Begegnungen

Um es kurz zu machen: Sämtliche positiven Eigenschaften der ersten R30-Version wurden beibehalten, leider aber auch einige lästige Programmfehler. Die Neuigkeiten bei der Version 2.50 sind denn auch schnell aufgezählt. Es gibt einen zusätzlichen Programmpunkt im Menü Programm/Theorie: Hier läßt sich nun eine AEGON genannte Bibliothek aktivieren, die sich im Spiel gegen Menschen beim AegonTurnier in Den Haag bewährt hat. Weitere neue Features sucht man leider vergebens! In den ersten eigenen Partien stellte ich schnell fest, dass die neue Version weniger Stellungen pro Sekunde berechnet als die alte. Während die alte Version beispielsweise in der Grundstellung ohne Eröffnungsbibliothek in einer Minute 196.000 Stellungen (=3266 pro Sekunde) schafft, kommt der Neue gerade mal auf 140.000 (=2333 pro Sekunde)! Als erster Anhaltspunkt für eine Einschätzung der Spielstärke diente der BT 2630-Test. Die alte Ver-sion hatte hier schon überaus beachtliches geleistet und markierte mit 2306 Elo-Punkten in der Normal-Einstellung bei Veröffentlichung des Testes die Spitze. Später gab CSS-Leser Thomas Müller aus Bad Kreuznach an, daß der R30 mit der Einstellung Aktiv sogar 2361 Elo-Punkte erreichte.

Nicht nur beim BT-Test zeigte sich übrigens eine sehr starke Einflussmöglichkeit auf das Programm durch Veränderung des Spielstils, die auch bei der neuen Programmversion geblieben ist, wovon ebenfalls noch zu berichten sein wird. Trotz der um fast ein Drittel gesunkenen Rechenge-schwindigkeit erreichte The King 2.50 fast die gleichen Werte wie sein Vorgänger. Offensichtlich sind die neuen Algorithmen effizient genug, um den Geschwindigkeitsverlust wettzumachen.


Erstaunlich die deutlichen Abweichungen bei unterschiedlichen Einstellungen auch in taktischen Aufgaben. So wird etwa bei Aufgabe 8 der Lösungszug 1.Txc6+ in der Einstellung normal nach nur 3 Sekunden beibehalten, während der R30 offensiv nicht vom vermeintlich weniger aggressiven Zug Txe6 abzubringen ist. Bei Aufgabe 29a verhält sich der R30 hingegen exakt so, wie man es anhand der Einstellungen erwartet. Offensiv wird der beste, aber auch recht spekulative Zug 0-0-0 nach nur 2:04 gefunden; normal geht der R30 kein Risiko ein und spielt auch nach 15 Minuten noch Lxf7+ mit an-schließendem Dauerschach. Bei der Zugzurücknahme stellte sich dann auch heraus, dass ein kleiner Programmfehler den Programmwechsel ebenfalls überlebt hat. Nimmt man einen Zug auf dem Brett zurück ohne die Back-Taste zu drücken, so fängt bei der erneuten Berechnung die falsche Uhr zu laufen an.

In der Turnierarena...

Als nächstes musste der R30 mit Programmversion 2.50 zeigen, ob er im praktischen Spiel Fortschritte gemacht hat. Als Testgegner diente das neue W-Chess auf einem 486/66 mit 8 MB RAM. Obwohl der R30 (Einstellung normal, Aegon-Bibliothek) mit 0,5:2,5 schlecht startete, wurde ich auch hier nicht enttäuscht. Mit 5,5:4,5 behielt das Brettgerät auf der Turnierstufe letztlich die Oberhand. Dabei erwies sich der R30 vor allem im Endspiel als überlegen. Auffällig war auch, dass die neue Programmversion ein deutlich angemesseneres positionelles Spiel an den Tag legte, als ich es von der alten Version gewohnt war. Vor allem mit den Bauern geht sie längst nicht mehr so verschwenderisch um. Subjektiv hatte ich sogar den Eindruck, dass ein etwas höherer Sieg zugunsten des R30 gerecht gewesen wäre. Spätere Ergebnisse im Spiel gegen Fritz 3 ließen mich allerdings an den gewählten Einstellungen zweifeln.

Die folgende Partie verdeutlicht recht gut die Stär-ken und Schwächen der neuen Programmversion: Dass die taktischen Fähigkeiten trotz der gesunkenen Rechengeschwindigkeit nach wie vor zum besten gehören, was es im Computerschach gibt, zeigen die folgenden Partien: Nach diesem Wettkampf führte ich mit dem R30 meinen eigenen Endspieltest mit 100 Stellungen durch, in dem schon der alte R30 sich ganz hervorragend geschlagen hatte. Auch die neue Version zeigte durchweg ausgezeichnete Leistungen ohne größere Schwächen und brachte es in der Endabrechnung auf exakt genauso viele Punkte wie Version 2.20. Lediglich eine Schwäche konnte ich feststellen: Die Mattführung mit Läufer und Springer hat bei beiden Versionen Löcher! Die Stellung wKe1 , La1, Sh1; sKe4 können beide Versionen nicht gegen eine optimale Verteidigung gewinnen. Des Weiteren fand ich aber meine frühere Erkenntnis bestätigt, dass die neue Version im Großen und Ganzen taktisch etwas langsamer, aber positionell besser ist.

H. Mattison,
4. Preis, Schachmatny Listok 1929
Weiß am Zug gewinnt



Lösung: 1.f5! Kb5! 2.Kf4! Kc6 3.Ke5 Kd7 4.f6! Ke8 5.fxg Kf7 6.g8=D Kxg8 7.Kf6 Kh7 8.g4! g5 9.Kf7! h5 10.h4!! Kh6 11.Kf6 und Weiß gewinnt. Die ganze Abwicklung ist für Computer sehr schwierig zu finden. Während die Programmversion 2.20 überhaupt kein Verständnis für diese Stellung zeigte und 1.h4? zog, konnte Version 2.50 mit 1.f5! wenigstens einen Teilerfolg verbuchen.

Dass manchmal aber auch taktische Stellungen schneller gelöst werden, zeigt die folgende Studie:

Henri Rinck
British Chess Magazine 1917
Weiß am Zug gewinnt



Lösung: 1.Ld4!! exd4 2.h8D a1D 3.Da8+ Kb2 4.Db7+ Ka2 5.Da6+ Kb1 6.Dd3+ Ka2 7.Dc4+ Ka3 8.Da6+ Kb2 9.Db5+ Ka3 10.Da5+ Kb2 11.Db4+ Ka2 12.Da4+ Kb2 13.Dxd4+ Kb1 14.De4+ Ka2 15.Da4+ Kb2 16.Db4+ Ka2 und endlich 17.Kc2!! mit Gewinn.

Der erste Zug wird in 27'58" gefunden (Stil normal), was meines Wissens von keinem anderen Gerät oder Programm unterboten wird. The King 2.20 brauchte in der Einstellung normal noch 1h 40' 53" und auf offensiv immerhin 1h 28' 42! Allerdings bewahrheitete sich auch der alte Spruch, dass dort wo Licht ist auch Schatten nicht weit sein kann.

L. van Vliet
Deutsche Schachzeitung 1888
Weiß am Zug gewinnt



Die Lösungszugfolge 1.Db4! Dh1 2.Da3+ Kb6 3.Db2+ Ka5 4.Da2+ Kb6 5.Db1+ Dxb1 6.b8D+ (oder 3...Kc5 4.Ka7 Dh7 5.Db6+ Kd5 6.Ka6) mit Gewinn bereitet den meisten Programmen keine Probleme. Allein der neue R30 fischt mit 2.Da4+ im Trüben. Diese Beispiele mögen ansatzweise die Unterschiede zum Vorgänger verdeutlichen.

Wettkampf Nr. 1

Für eine abschließende Bewertung der neuen Programmversion erschien mir die Anzahl der gespielten Partien noch zu gering. Daher beschloss ich noch einen weiteren Wettkampf zu veranstalten. Als Gegner wählte ich den frisch gekürten Weltmeister Fritz3 auf einem 486/66 mit 4 MB RAM, durch Powerbooks eröffnungsmäßig verstärkt. Wiederum ließ ich den R30 in der Normal-Einstellung und mit der Aegon-Bibliothek spielen. Das Ergebnis war niederschmetternd. 8:2 gewann Fritz, und dabei hatte der R30 sogar noch Glück! Die sechste Partie verlor Fritz in besserer Stellung durch Zeitüberschreitung im 24. Zug! Teilweise sah das Spiel des R30 gegen Fritz3 sogar völlig hilflos aus. Auch taktisch musste der R30 sich vorführen lassen:

Wettkampf Nr. 2

Der Wettkampf sollte eigentlich nur über zehn Partien laufen, aber das Ergebnis von 8:2 für Fritz forderte weitere Spiele mit anderen Einstellungen geradezu heraus. Also wurde die normale Turnierbibliothek gewählt und der Spielstil auf offensiv gestellt. Danach kehrte sich alles um. Fritz musste jetzt um jeden halben Punkt wie ein Löwe kämpfen und schien dem R30 in praktisch jeder Spielphase unterlegen! Das Ergebnis von 6,5:3,5 spricht denn auch Bände und entspricht nach meiner persönlichen Einschätzung ungefähr dem wahren Kräfteverhältnis der beiden Kontrahenten. Eine besonders schöne Partie ergab sich in der 17. Begegnung. Dass die neue Turnierbibliothek auch ein paar finessenreiche Varianten enthält, zeigte sich in der folgenden Partie: Ein geplanter weiterer Wettkampf gegen den Genius 3 musste wegen des rasch näher rückenden Redaktionsschlusses leider abgesagt werden. Lediglich eine einzige Partie konnte ich noch spielen, die der Genius gewinnen konnte.

Aktiv oder offensiv

Nach meiner Überzeugung ist die aktive oder die offensive Einstellung tatsächlich die stärkste. Dies zeigen nicht nur die gespielten Partien, sondern auch der BT-Test. Auf normal spielt der R30 zu verhalten. Auch die Aegon-Bibliothek ist nicht das Gelbe vom Ei. Diese Einschätzung teilt man übrigens anscheinend auch bei Tasc: Franz Wiesenecker, der den R30 dieses Jahr beim Aegon-Turnier in Holland bediente, spielte ab der dritten Runde mit dem Segen von Tasc mit der normalen Turnierbibliothek, da die Ergebnisse der ersten Runden sehr zu wünschen übrig ließen.

Andere Einschätzungen

Ähnliche Erfahrungen hat auch mein Freund Rainer Migas aus Bochum gemacht. Er hat die wenigen Verlustpartien, die sein R30 fabrizierte, mit der neuen Programmversion nachgespielt. Das Ergebnis ist wiederum eindeutig zugunsten der Version 2.50 ausgefallen. Von den neun ehemaligen Verlustpartien konnte das neue Programm acht zu seinen Gunsten entscheiden! Hier ein Beispiel: The King 2.50 hingegen ließ den Sparc in dieser Eröffnung gar nicht gut aussehen. Da die neue Version hier bereits den vierten Zug von Schwarz nicht mehr kennt, wurden die ersten 10 Züge vorgegeben (solange hatte die alte Version diese Variante im Speicher). Rainer Migas hält übrigens die Einstellung aktiv für die stärkste. Der Aegon-Bibliothek kann auch er nichts abgewinnen. Einen Wettkampf auf Turnierstufe gegen den Mephisto Berlin Pro konnte der Tasc R30, Version 2.50, Einstellung aktiv, klar mit 20:10 gewinnen. Die ersten 13 Partien wurden mit der Aegon-Bibliothek gespielt. Der Zwischenstand bis dahin war 6,5:6,5! Wahrscheinlich ist diese Bibliothek wirklich nur für das Spiel gegen Menschen geeignet.

Hier alle Ergebnisse, die Rainer Migas erzielte:

Tasc R30, Version 2.5 - Lyon 68000 18,5 : 12,5
Tasc R30, Version 2.5 - Risc 2500 8,5 : 1,5
Tasc R30, Version 2.5 - Berlin Pro 20,0 : 10,0

Fazit

Zusammenfassend bin ich der Meinung, dass der Tasc R30, Version 2.50, nicht nur der stärkste Brettcomputer der Welt ist, sondern darüber hinaus einen deutlichen Leistungssprung nach vorne gemacht hat, die den Update-Preis von 180,- DM mehr als rechtfertigen. Eine effektive Spielstärkesteigerung von 30-40 Elo-Punkten scheint mir realistisch. Während die taktische Stärke nur unwesentlich gelitten hat, sind die positionellen Bewertungskriterien deutlich besser geworden. Das Endspiel braucht, abgesehen von der erwähnten Ausnahme, ohnehin keinen Ver-gleich im Computerschach zu scheuen. Wünschen würde ich mir allerdings noch folgende Kleinigkeiten: Beim Abschalten des Computers müsste der Stand der Uhren mitgespeichert werden. Des Weiteren sollte es möglich sein, eine Partie nachzuspielen, ohne dass man zunächst alle Züge umständlich einzeln zurückspielen muss. Dies ist leider von Tasc auch in der neuen Version noch nicht berücksichtigt worden. Aber so gibt es wenigstens etwas, auf das wir uns noch beim nächsten Update freuen können...

Update nach 20 Jahren

[1] Anfang Dezember 2012 bot Ed Schröder Raritäten aus seiner Schachcomputer Sammlung in verschiedenen Foren zum Verkauf an. Besondere Aufmerksamkeit erfuhren zwei einfache Eproms. Geführt unter der Überschrift "Curiosity" wurde die WM-Version Gideon V2.1 von 1992 als Software für den Tasc R30 angeboten. Fast auf den Tag genau, 20 Jahre nach dem WM-Triumph von Ed Schröder in Madrid bei der 7.WCCC fand sein damaliger Schützling Gideon V2.1 den Weg in den R30, angeboten als Eprom Update. Aufgrund rechtlicher Probleme mit der Firma Tasc wurde diese Version aus dem Jahr 1993 nie veröffentlicht. Leider zeigt sich bei der Gideon Version die bekannte Problematik, welche von der Tasc R30 Version 2.2 bekannt ist. Im Erscheinungsjahr 1993 des Tasc R30, bot die Firma Tasc nur das Smartboard 30 (SB30) zum Kauf an, d.h. leider funktioniert das Gideon R30 Update nur in Kombination mit den alten SB30-Brettern (+ Turnierbretter)! Die nachfolgenden Bretter SB20 (66 LEDs) + neue SB30 (= SB20 mit 81 LEDs) aus dem Jahr 1994 funktionieren nicht im Zusammenspiel mit diesem Update. Vereinfach ausgedrückt, wer einen R30 V2.2 sein Eigen nennt, kann zu 100% davon ausgehen, in den Genuss dieses Updates zu gelangen. Bei allen anderen SB30 Brettern, muss überprüft werden, um welche Hardwareversion es sich handelt.

Smartboards Kompatibilität / Smartboards compatibility

Smartboard 30 (SB30) 81 LEDs
Smartboard 20 (SB20) 66 LEDs


Unfortunately, not all R30 programs work with all the listed versions of Smartboards SB20 and SB30. Basically, the SB20 (SmartBoard II) is not compatible with the version King V2.2 R30 & Gideon. The SB20 is easily identified by the 64 panel LEDs.

More difficult to detect are the different versions of the SB30, because externally they all look the same. The older versions of SB30 boards work with the R30 versions King V2.2, Gideon V2.1 and King V2.5. The newer (SmartBoard II) SB30 boards work only with the version King V2.5.

To see which version of SB30 you are using, you need to go to the menu on your R30 display and go to "System Information" (MENU - special - system Info). Here you will see the version of your SB30 board.


Leider funktionieren nicht alle R30 Programm Versionen mit den aufgeführten Smartboards SB20 bzw. SB30. Grundsätzlich ist das SB20 (Smartboard II) nicht mit den R30 Versionen V2.2 & Gideon kompatibel. Das SB20 ist leicht an den 64 Feld-LEDs zu erkennen.

Schwieriger gestaltet sich die Erkennung der alten und neuen SB30 Bretter, denn rein äußerlich unterscheiden sich die Hardware Versionen nicht. Alte SB30 Bretter funktionieren mit den R30 Versionen V2.2 und Gideon, neue (Smartboard II) SB30 Bretter nur mit der Version V2.5.

Eine Erkennung der SB30 Bretter ist aber über den R30 Menü-Punkt "System Information" (MENU - Besondere - System Information) recht einfach möglich. Die nachfolgenden Bilder erläutern die Erkennung bzw. Kompatibilität.

R30 System Information / system info

Tasc Smartboard I

Works with Tasc R30 V2.2, Tasc R30 V2.5 & Tasc R30 Gideon
R30 System Information / system info

Tasc Smartboard II

Works only with Tasc R30 V2.5


Bilder


Bilder - C Theodor Heinze

Partiebeispiele

YouTube Video by Vince Gum