Tasc ChessMachine

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Tasc ChessMachine

Der Weltmeister von 1991 mit 1024 KB und 14 MHz

Hersteller Tasc
Markteinführung 1991
CElo 2379 (Gideon 3.1/32 MHz)
Programmierer Schröder, Ed & de Koning, Johan
Prozessor ARM2 / ARM6
Prozessortyp 32 Bit
Takt 14 und 32 MHz
RAM 128 KB, 512 KB, 1024 KB
ROM nicht vorhanden, Programm wird ins RAM geladen
Bibliothek je nach Programm
Einführungspreis 798, 898, 998, 1198 DM
Rechentiefe 30 (Gideon 2.1-3.1) 38 (King 2.2-2.54) 34 (King 0.5)
BT-2450
BT-2630 2261 norm. / 2314 agg. (King 2.54/14 MHz, 1 MB)
Colditz
Verwandt Tasc R30, Mephisto Risc 1MB, Mephisto Risc 2
Zugeingabe Maus, Tastatur oder SmartBoard (nur in Verbindung mit TascBase)
Zugausgabe PC-Bildschirm
Display PC-Bildschirm
Stromversorgung PC (interne Ausführung), HGN 5050 (externe Ausführung)
Spielstufen frei programmierbar
Maße 21 cm x 11 cm x 3,7 cm (externe Ausführung)
Sonstiges
ISA-Steckkarte für den PC, externe 1MB Version für die parallele PC-Schnittstelle verschiedene Engines verfügbar: The King 0.5, 1.0, 2.0, 2.2, 2.54 / Gideon 1.7, 2.1, 3.0, 3.1

1991 beschritt die holländische Firma Tasc einen anderen Weg. Begonnen hatte diese Idee schon 1990 und zwar mit der The final chesscard, die unter anderem für den PC und C64 erhältlich war. Diese war allerdings mit einem 65C02 Prozessor noch recht bescheiden bestückt. Nun aber wagte Tasc den Sprung in die RISC Technologie und schenkte der ChessMachine das Beste, was der Markt zu diesem Zeitpunkt zu bieten hatte. Die ChessMachine ist eine Steckkarte (später gab es auch eine externe Version) für den PC und bestückt mit einem ARM2 / ARM6 32 Bit RISC Prozessor. Der große Vorteil lag also darin, das die Spielstärke völlig unabhängig vom verwendeten PC Typ (XT, AT oder 386) war. Schließlich konnte sich zu diesem Zeitpunkt bei weitem nicht jeder einen 486er (bitte nicht lachen, die Dinger waren damals teuer) leisten. Die ChessMachine gab es, für jeden Geldbeutel entsprechend, in verschiedenen Ausführungen. Und um den Genuss zu vervollständigen, konnteman die Smartboards 20 (SB20) und 30 (SB30) an den verwendeten PC anschließen, was die ChessMachine mit Hilfe des Programmes TASCBASE, zu einem vollwertigen Schachcomputer machte.

Als Programmierer konnte man Ed Schröder, der auch gleich bei seinem Einstand 1991 den WM Titel erringen und somit die Siegesserie von Richard Lang bei Weltmeisterschaften beenden konnte und den bis dahin noch recht unbekannten Johan de Koning gewinnen. Wenn man von der ChessMachine spricht, wird im allgemeinen die Schachsoftware Gideon von Ed Schröder gemeint. Seine WM Version 3.1 "Madrid" von 1992, kam etwas später auch im Mephisto Risc 2 zum Einsatz.

Mit dem Programm "The King 2.2" wird die ChessMachine 32 MHz zum "R30 für Arme". Hingegen ist die Version 2.54 nicht mit dem R30 V2.5 identisch. Die ChessMachine wird, zumindest in der schnellsten Version, mit 32 MHz getaktet, was gegenüber dem Mephisto Risc Modul einen Unterschied von ca. 80 Elo ausmacht. Allerdings sind die 32 MHz ChessMachines sehr selten, in der Regel wird man nur Versionen mit 14 MHz finden.

Ein Polgar mit 60 MHz

Die Chess Machine RISC glänzt mit höchster Spielstärke
(aus Computer Schach & Spiele / Heft 3 / Juni-Juli 1991)

Vor einigen Jahren hat sich die holländische Firma TASC mit der "Final Cartridge", einem Steckmodul, das den Funktionsumfang des Commodore C64 erheblich erweiterte, einen Namen gemacht. Dann baute man mit der "Final Chess Card" eine schachspielende Zusatzkarte, die auch in PCs passte (siehe CSS 2/90, S. 23ff). Schließlich hat TASC Ende letzten Jahres den großen Sprung in die RISC-Technologie gewagt und die "Chess Machine" präsentiert, der ein Ed Schröder-Programm zu Spitzenleistungen verhelfen sollte. Bernd Schneider hat sich mit dieser RISC-Card befasst.

Das Konzept der Chess Machine ist dasselbe wie bei der Vorläuferin: In den PC, gleich, ob es sich um einen XT, AT oder 386er handelt, wird eine kurze Steckkarte eingeschoben, die, da sie mit einem eigenen Prozessor ausgerüstet ist, unabhängig vom Personal Computer ihre Dienste tut. Aber wo die Final Chess Card mit einem 65CO2-Prozessor vorlieb nehmen musste, bekam die Chess Machine das Edelste, was man zu einem vernünftigen Preis bekommen kann: einen ARM2 32 Bit RISC Prozessor, 16 MHz schnell, mit 128 oder 512 Kb Speicher (großenteils für Hash Tables), der sagenhafte 12 Mips (Million Instruktionen pro Sekunde) Rechenleistung in den Hostrechner hineinzaubert.

Das bedeutet: Wo Programme wie Rexchess und M-Chess ganz von der Hardware-Ausstattung ihrer Besitzer abhängig sind, hat bei der Chess Machine der PC keinen Einfluss auf die Spielstärke. Oder anders ausgedrückt: Ein uralter XT tut's auch, und Rechenleistung eines 386ers. Oder noch deftiger: Mit der Chess Machine läuft das Programm von Ed Schröder ungefähr so schnell wie ein Polgar mit 60 MHz!

Mehr Schachwissen

Allerdings: Das von Ed Schröder in Zusammenarbeit mit Mark Derksen und Uwe Stahl (die wie bei der vorangegangenen 6502-Chess Card für die PC-Software zeichnen) entwickelte Programm ist nicht allein auf Höchstgeschwindigkeit ausgelegt, sondern auch mit viel Schachwissen ausgestattet - nach meiner Schätzung das Mehrfache dessen, was der Polgar besitzt. Dies leite ich zum Teil aus der Tatsache ab, dass der Brute-Force-Teil der RISC-Card in Partien gegen den Super Expert C trotz aller Rechenpower nur unwesentlich schneller als sein Gegner in den Suchbaum eindrang. Bei dieser Betrachtung wurde allerdings der selektive Teil der Baumsuche beider Geräte, über den sich das Display (auf dem Monitor) ausschweigen, nicht einbezogen.

Einen konkreteren Hinweis liefern Experimente mit Stellungen aus CSS, wie z.B. Deep Thought-E. Cooke (CSS 1/91, S.24): Hier braucht der Polgar 44 und die RISC-Card 12 Sekunden, um 29.Dg5! zu finden. Das ist nur ein 3,7-facher Geschwindigkeitszuwachs. Da jedoch die Rechenleistung der beiden Prozessoren sehr viel weiter auseinanderliegt, spricht auch dies für eine deutliche Vergrößerung der reinen Schachalgorithmen bei der R1SC-Maschine. Genau bestimmen lässt sich ihre Größe nicht, da der Einfluss der Algorithmen auf die Lösung der Aufgabe in Betracht gezogen werden müsste.

Indes: Auf die beim MM V so spektakulär erscheinenden "Singular Extensions", die z.B. bei Folgen von Schachgeboten greifen, hat Ed Schröder offenkundig im Falle der RISC-Card vorerst verzichtet: Der selektive Teil der Baumsuche mag ihm bei dieser Geschwindigkeit taktisch genügend sicher erschienen sein.

Die Bedienung

Ehe wir uns den schachlichen Fähigkeiten dieses Programmes zuwenden, soll jedoch eine andere Seite der RISC-Card gewürdigt werden.

Seinerzeit, als wir versuchten, auf einem Schneider-PC die ursprüngliche Version der Final Chess Card mit 6502-Prozessor zu installieren, gab es noch einige Probleme. Diese gehören bei der RISC-Card der Vergangenheit an: Man schiebt nur einfach die Karte in einen freien Slot des PC und startet das Installationsprogramm von der Diskette. Dieses verwirrt zwar dadurch, dass es zum Bestätigen von Eingaben wechselnd mal nach der ENTER und mal nach der SPACE-Taste verlangt, es ist jedoch hervorragend aufgebaut und versieht die Festplatte des PC in kürzester Zeit mit dem Verzeichnis C:\CHESSCRD (andere Namen sind erlaubt) sowie dessen Unterverzeichnissen. Aus einem von diesen (C:\CHESSCRD\SETTINGS) bezieht das Programm CHESS.EXE seine Startparameter, wobei es notwendige Tastatur-, Maus- und Bildschirmtreiber aus einem anderen Verzeichnis (c:\CHESSCRDDRIVERS) mitlädt.

Bei der Installation kann man die Sprache "Deutsch" wählen, wonach fortan (fast) alles in der Landessprache abläuft. Eine Uminstallation dieser und anderer Optionen ist jederzeit möglich.

Nach dem Start erscheint die von der alten Chess Card bekannte Grafik auf dem Monitor, der fortan von dem bildhübschen Schachbrett in (ausschließlich) zweidimensionaler Darstellung beherrscht wird. Nichts Überflüssiges verunziert den aufgeräumten Eindruck; alle Sonderfunktionen der RISC-Card werden über einen Klick mit der rechten Maustaste aktiviert. Nach diesem erscheint oberhalb des Spielfeldes eine Menüzeile mit den Titeln "Optionen", "Spielstufe", "Gegner", "Brett", "Datei" und "Extras". Ohne die Maustaste loszulassen, fährt man einen dieser Punkte an und kann die jeweils gewünschte Funktion aus den Pull-Down-Menüs, die nun herunterklappen, auswählen. Mit dem Loslassen der Maustaste wird der gewünschte Menüpunkt aktiviert. Für Kurzentschlossene gibt es natürlich auch immer eine einfache Tastenkombination, mit der die jeweilige Funktion viel schneller ausgeführt werden kann (z.B. CTRL-N = Neue Partie).

Gleichermaßen dient die Maus zum Bewegen der Figuren auf dem Schachbrett, wobei beim Festhalten der linken Maustaste die angewählte Figur anstelle des Mauszeigers tritt und beliebig auf dem Bildschirm herumgeführt werden kann. Setzt man sie regelwidrig auf ein Feld des Bretts, hüpft sie kommentarlos an ihre Ausgangsposition zurück, ansonsten beginnt die RISC-Card, ihren Gegenzug zu berechnen.

Dass sie dies tut, erkennt man unschwer am Blinken eines kleinen Kreises in einer der beiden Schachuhren rechts neben dem Spielfeld, die wahlweise Gesamt- oder Einzelzugzeiten anzeigen können. Möchte man irgendwann die Seiten wechseln, genügt ein Klick auf die entsprechende Uhr, die dann von "Spieler" auf "Computer" umspringt (oder umgekehrt). Unterhalb der Uhren werden die bereits ausgeführten Züge in zwei Spalten in algebraischer Notation aufgelistet, und auch sie können einfach per Mausklick vor- oder zurückgespielt werden.

Sehr gut ist die Neueingabe von Stellungen gelöst: Nach Wahl der Optionen "Stellung aufbauen" und "Leeren" bekommt man neben dem nunmehr freien Spielfeld die verschiedenen Figurenarten in beiden Farben serviert, serviert, die man mittels des Mauszeigers auf das Feld ziehen kann. Dabei bildet der Mauszeiger die jeweils gewählte Figur, und jeder Klick auf ein Feld hinterlässt diese dort, bis die nächste Figurenart angewählt wird und das Spiel von neuem beginnt. Zum Farbwechsel muss man indes wieder eine Figur rechts anwählen. Nach Abschluss des Aufbaus wählt man noch die am Zug befindliche Farbe - und es kann losgehen.

Ein bequemerer Stellungsaufbau als mit dieser Methode ist mir noch nie bei einem normalen Schachcomputer gelungen - allein ChessBase gestattet ein noch schnelleres Agieren, da hier die verschiedenen Farben allein durch die beiden Mausknöpfe bestimmt werden.

Nützliche Features

Die RISC-Card bietet eine ganze Reihe von Sonderfunktionen, wobei jedoch, dank sinnvoller Beschränkung, nichts davon überfrachtet oder unnötig wirkt. So können verschiedenste Spielstufen mit variablen Zeiteinteilungen gewählt oder selbst definiert werden, es existieren ferner Stufen, auf denen sich der Computer nach der Bedenkzeit des Gegners richtet, sowie Levels mit voreinstellbarer Suchtiefe.

Weiterhin gibt es Stufen mit abgeschwächter Spielstärke. Wenn man eine solche ausprobiert, ist man zunächst verblüfft: Die Schachmaschine versucht offensichtlich, nur mit den Bauern zu ziehen, es sei denn, man lässt Material hängen oder bedroht eine gegnerische Figur. Aber spielen so nicht viele Amateure? Frederic Friedel berichtete mir, dass sein achtjähriger Sohn und dessen Klassenkameraden auf den Handicap-Stufen einen ziemlich idealen Gegner gefunden haben, der sie einfache strategische Pläne entwickeln lässt, ohne dass sie dabei die Sicherheit der eigenen Streitkräfte vernachlässigen dürfen.

Die Mattsuchstufe der Chess Machine ist leider etwas unpraktisch gestaltet, da sie nach der Eingabe des Zuges des mattzusetzenden Gegners nicht um eine Suchtiefestufe herunterschaltet. Auch Nebenlösungen sind ihr ein Fremdwort. Sehr schön ist es hingegen, dass im Autospiel-Modus Mattwendungen plötzlich im Eiltempo abgespult werden, so dass man bei taktischen Analysen nicht bloß eine "M7"-Hauptvariante in der Info-Zeile studieren muss, sondern auf dem Schachbrett die ganze Abwicklung aufs Plastischste vorgeführt bekommt. Des Weiteren verfügt die RISC-Card über ein Clipboard, in das eine Partie für Analysen vorübergehend eingefroren werden kann. Dieses Feature ermöglicht es, neue Varianten mit dem Computer zu prüfen und später wieder per Mausklick zum ursprünglichen Spielverlauf zurückzukehren. Natürlich können Partien jederzeit fehlerfrei gespeichert, wieder geladen und in sauberer Notation ausgedruckt oder als Textdatei gespeichert werden. Besonders erwähnenswert ist auch die Fähigkeit des Programms, Stellungen in hervorragender Qualität auszudrucken.

Vierhundert Dateien

Allerdings ist es lästig, dass man - wie wohl bei allen anderen PC-Programmen der Gegenwart - für jede Partie einen achtstelligen Dateinamen ersinnen muss, was das Directory mit sehr vielen unübersichtlichen Einträgen (MC_RISC.12. RISC_SFC.02) füllt. Und wer mutig bei der Installation des Programms die mitgelieferten Partiensammlungen auch angefordert hat, kann ruhig eine Tasse Kaffee trinken gehen, während die drei- bis vierhundert Einzeldateien in die verschiedenen Spielerverzeichnisse kopiert werden.

Aber hier gibt es, wie bei allen kleinen Unstimmigkeiten des Programms, konkrete Hoffnung auf baldige Abhilfe. Die Holländer können im nächsten "Update", was nur aus einer Disketten-Sendung besteht. die Wünsche der Anwender berücksichtigen.

Ein Anruf bei TASC ergab, dass die Speicherung von mehreren Partien in einer Datei, mit klaren Spielernamen und einfacher Auswahl, schon jetzt im Test ist. Und in nächster Zukunft soll es eine ChessBase-Schnittstelle geben, die den Anschluss an eine Partieverwaltung par excellence schafft. Da gehen wir in der Tat rosigen Zeiten entgegen.

Editierbare Bibliothek

Als weiteres nützliches Feature bietet die RISC-Card auf Wunsch oberhalb des Spielfeldes Einblick in ihren Rechenprozess: Neben der Brute-ForceSuchtiefe wird hier die Stellungsbewertung sowie die Hauptvariante mit maximal sieben Halbzügen ausgegeben. Bei der Stellungsbewertung fiel mir auf, dass sie während des Rechenvorganges relativ häufig schwankt, die Hauptvariante wird oft auch noch im zehnten Halbzug revidiert. Mitunter werden nach solch einem Wechsel eine Zeitlang nur drei Halbzüge angezeigt - vielleicht ein Indiz dafür, dass das Programm gerade mit einer sehr tiefen selektiven Suche beschäftigt ist.

Hochinteressant erscheint des Weiteren die Möglichkeit, die Eröffnungsbibliothek der Card, die auf Wunsch in sehr übersichtlicher Form algebraisch auf dem Monitor dargestellt wird, einzusehen und zu editieren. Und das auf vielfältigste Art und Weise: Es lassen sich beliebige Varianten hinzufügen und mit Häufigkeiten versehen, nach denen sich das Programm in der Ausführung richtet. Die neu geschaffenen Varianten können zudem z.B. später in einer eigenen Eröffnungsbibliothek festgehalten werden, die man stets nachladen und auch mit dem Standard-Book verbinden kann.

Nachladen lässt sich im Übrigen noch etwas anderes: Alle künftigen Verbesserungen des Spielprogramms können ganz einfach per Diskette an die Kunden geliefert und von diesen selber auf die Festplatte überspielt werden. Es ist nicht nötig, die Steckkarte aus dem PC auszubauen, sie an den Hersteller einzuschicken und Chips darauf wechseln zu lassen.

Ausgang ins DOS

Drei weitere nützliche Eigenschaften in der Bedienung der Chess Machine möchte ich noch erwähnen: Wenn man eine Figur anklickt, die man ziehen möchte, werden auf Wunsch auf dem Brett all jene Felder markiert, auf welche sie ziehen kann. Zudem ist die Geschwindigkeit, mit der sich die vom Computer gesteuerten Figuren über das Brett bewegen, in drei Stufen regelbar. Nützlich für das Vor- und Zurückspielen ganzer Partien, die man so entweder genüsslich betrachten oder aber regelrecht durchflitzen lassen kann. Und schließlich: Die Card besitzt einen Ausgang ins DOS, so daß man während einer Partie anderen Aufgaben am PC nachgehen kann. Wenn die Card einen Zug macht, ertönt auch in anderen Programmen, die man aktiviert hat, der vertraute Signalton der Chess Machine, woraufhin man sich durch Eintippen von "Exit" auf der DOS-Ebene wieder zu ihr zurückbegeben kann.

Zwei Sekunden für Byrne-Fischer

Doch nun zum vielleicht interessantesten Punkt, den die neue Card aufzuweisen hat: ihre Spielstärke. Bei Neubegegnungen läuft der Schachcomputer-Tester gern Gefahr, allzu optimistische Einschätzungen abzugeben. Dies resultiert aus der meist begrenzten Anzahl von Partien, die mit einem neuen Gerät vorliegen, ist aber wohl oft auch Folge einer gewissen Euphorie. Hinsichtlich der Bedienung der RISC-Card kann ich zu dieser Euphorie stehen: Ich habe noch kein Schachprogramm erlebt, das so komfortabel und zugleich optisch ansprechend gewesen wäre. Selbst eigentlich eher ein Freund von anfassbaren Figuren auf einem echten Brett, ziehe ich die Chess Machine inzwischen den meisten Drucksensorgeräten und sogar manchen Holzbrettern vor.

Aber auch hinsichtlich ihrer Spielstärke bin ich, offen gestanden, schlichtweg hingerissen. Einige Male während meiner eigenen Partien bekam ich "Matt in acht" angesagt: in ausgeglichenen Endspielen hatte ich mit meiner schwachbrüstigen Elo keine Chance. Doch versuchen wir, objektiv zu bleiben, indem wir die Stellungsbeispiele, die Thorsten Czub in seinem Artikel über M-Chess zitiert, für einen Vergleich heranziehen:

Rotlevi-Rubinstein	CSS 4/90,	S.13	13'	
Karpow-Chandler	        CSS 5/90,	S.10	0'	04"
Fischer-Reshevsky	CSS 5/90,	S.10	5'	20"
Byrne-Fischer	        CSS 5/90,	S.11	0'	02"
Morphys Matt in 8	CSS 4/90,	S.27	0'	03"

Zwei mickrige Sekunden für Byrne-Fischer, je drei für Chandler und Morphy - das sind wahre Fabelzeiten! Mit vier Minuten für Fischer-Reshevsky liegt die Card allerdings hinter dem MM V (55 Sekunden. s. CSS 5/90, S.10). Dafür verwirft sie in nur zwei Sekunden den Bauernraub auf S.12 des gleichen Heftes (5/50). Das Matt in fünf aus CSS 6/90, S.17 wird in 3 min 34 s auf der Mattsuchstufe gefunden. In Murray Chandlers "Großmeister-Test für Computer" holt sie achtbare 36 Punkte (bei Vorgabe von fünf Minuten pro Zug). Schließlich, um den obigen Vergleich mit M-Chess noch etwas fortzuführen. sollen auch die Beispiele aus dem Artikel von Herrn Wiesenecker (CSS 2/91, S. 29ff) nicht fehlen:

Seite	Spalte	Zug	Zeit
29	1	1.Kb8	0"
29	r oben	1.Sb6	2"
29	r unten	1.Kg3	0"
30	1 oben	1.Kh8	0"
30	1 unten	1.Kb1	2"
30	r oben	1. c7	nicht in 20"

Diese Ergebnisse in reinen Bauernendspielen brauchen den Vergleich mit anderen Geräten nicht zu scheuen; die Zeiten sind ausgezeichnet.

In anderer Hinsicht jedoch zeigt die Card Schwächen. Zum Beispiel beherrscht sie das KLSK- ebenso wenig wie das Falsche-Läufer-Endspiel. Bei den vorhandenen Möglichkeiten ist es unverständlich, dass hierfür keine Algorithmen eingebaut wurden.

Solange man sie nicht auf "aggressiv" als alternativen Spielstil einstellt, ist die RISC-Card sehr sorgsam auf Königssicherheit bedacht. Ihr eigenes Spiel ist jedoch stets mindestens aktiv. In Partien gegen den Expert C sowie den Polgar setzt sie sich meist durch (siehe nachfolgende Beispiele). Darüber hinaus wurde in Holland bei der Firma TASC die Chess Card mit Hilfe eines Interfaces direkt mit einem Lyon 68020 verbunden. Auf diese Weise wurden weit über 100 Turnierpartien ausgetragen. Ergebnis: die RISC-Maschine gewann rund 70 Prozent der Punkte!

Partie Beispiele

Auch gegen den Novag Super Expert C setzte sich die RISC-Card insgesamt durch, fand hier jedoch einen zähen Gegner, der oft nur positionell niederzuringen war:

Nachtrag

In der Zwischenzeit hat die RISC Card unter ihrem "Pseudonym" Gideon die Mikro-WM in Vancouver überzeugend gewonnen. In Gesprächen mit Ed Schröder und TASC-Chef Wil Sparreboom konnten wir einige sehr interessante Neuigkeiten in Erfahrung bringen.

  • Das Vancouver-Programm stellt eine Weiterentwicklung der von uns getesteten Version dar. Man hat die stärkste Version einige Monate zurückgehalten, damit die Konkurrenz nicht auf die Spielweise des Programms mit vorbereiteten Varianten reagieren konnte.
  • Das Vancouver-Programm hat inzwischen die "Singular Extensions" bekommen, die in bestimmten Stellungstypen eine nochmals deutliche Spielstärkensteigerung bringt.
  • Die neue Version der Software hat etliche Features, die Benutzer der RISC-Card gefordert haben, so z.B. eine erheblich erweiterte Anzeige von Recheninformationen (Hauptvariante).
  • Diejenigen, die bereits eine RISC-Card mit dem "alten" Programm besitzen, bekommen von TASC ein kostenloses Update auf die Vancouver-Version.
  • Noch eine gute Nachricht: Wer eine RISC-Karte bis zum 1. Juli bei einem autorisierten Händler bestellt, bekommt das Programm The King, ebenfalls in der Vancouver-Version, als kostenlose Beigabe dazu. Einzige Voraussetzung: es muss eine 512 KB Karte sein, da de Konings Programm nicht auf der 128 KB Version läuft.

Über den Erfolg bei der Mikro-WM ist man in Rotterdam hocherfreut. Wil Sparreboom widersprach jedoch energisch Gerüchten, wonach alleine die gute Eröffnungsvorbereitung für den Gesamtsieg in der Software-Gruppe verantwortlich sei. Er und Schröder bestätigten, dass die vielgerühmte "Killerpartie" im Stichkampf gegen Mephisto (siehe Bericht über die Mikro-WM) nicht eine heimtückische Eröffnungsfalle, sondern schlicht einen Tippfehler darstellt! Nach 1.d4 b6 2.Sf3 wollte Schröder 2...Sf6 spielen, hatte aber versehentlich 2...Sc6 eingegeben. Danach war nicht nur Mephisto aus der Bibliothek, auch Gideon musste ganz alleine weiterspielen.

Wir haben mit dem neuen Programm in der Redaktion ein wenig experimentiert und es gegen den Rivalen M-Chess einige Schnellpartien spielen lassen. Die meisten gewann die RISC-Card. Hier für ganz Neugierige eine Beispielpartie:

Engine Versionen Übersicht

Engine Versionen Engine Datum    Anmerkung
  The King 0.5 02.07.1991
  The King 1.0 01.10.1991
  The King 2.0 16.11.1992   Saitek Risc 2500:   V1.03 - 14.10.1992   /   V1.04 - 21.10.1992
  The King 2.20 23.04.1993    identisch mit der Version des R30 V2.2
  The King 2.54 03.12.1995    R30 V2.5: 26.02.1995   /   Mephisto Montreux: V1.00 10.12.1994
  Rebel 1.3 22.02.1991    Engine der FinalChessCard - im März 2013 wiederendeckt
  Rebel 1.7 29.05.1991    Engine der FinalChessCard - im Februar 2013 wiederendeckt
  Gideon 2.1 19.10.1991
  Gideon 3.0 14.09.1992    Engine der WM in Vancouver - identisch mit der Version des Mephisto Risc 1MB
  Gideon 3.1 11.12.1992    Engine der WM in Madrid - identisch mit der Version des Mephisto Risc 2

Engineverhalten bei Daueranalyse in Grundstellung (Ermittelt via ChessMachine 32 MHz)

Engine Zeit für Tiefe 4/9 Tiefe 4/10 (5/10) Zug Anmerkung
King 0.5 00:23 01:02 (5/10) 1.Sf3 Wechselt von 4/ 9 auf 5/10
King 1.0 00:17 00:59 (5/10) 1.Sf3 Suche etwas beschleunigt
King 2.0 00:59 03:09 (5/10) 1.Sf3 Etwa 3,2-facher Zeitbedarf (ggf. durch mehr "Wissen"?)
King 2.20 01:26 04:36 (4/10) 1. e4 Wechselt von 4/ 9 auf 4/10 plus 50% mehr Zeitbedarf und neuer "Bestmove"
King 2.54 02:14 06:51 (4/10) 1. e4 Erneute Steigerung des Zeitbedarfs (optimiert auf Turnierbedenkzeit?)
Risc 2500 V1.03 03:28 10:09 (4/10) 1. e4
Risc 2500 V1.04 03:30 09:58 (4/10) 1. e4
Montreux 03:43 10:00 (4/10) 1. e4
Gideon 2.1 00:27 01:58 (5/10) 1. e4 Alle Versionen wechseln von 4/ 9 auf 5/10 und eröffnen mit 1. e4
Gideon 3.0 00:22 02:06 (5/10) 1. e4 Nur marginale Änderungen im Zeitbedarf
Gideon 3.1 01:04 03:57 (5/10) 1. e4 Deutlich erhöhter Zeitbedarf (+100% bis +200% (optimiert auf Turnierbedenkzeit?)


Vorstehende Tabelle gibt einen kleinen Überblick über Veränderungen am Suchverhalten der Engines, welche sich durch die konsequente Weiterentwicklung der Programme ergaben. Besonders der stetig zunehmende Zeitbedarf, welcher zum Erreichen der nächsten Suchtiefe nötig war, ist deutlich erkennbar. Die Entwicklung heutiger Engines geht eher in die umgekehrte Richtung (d.h. heutztage werden Engines dahingehend optimiert, in möglichst kurzer Zeit die nächste Suchtiefe zu erreichen. Möglicherweise liegt dies daran, dass zur damaligen Hochzeit der Schachcomputer das Hauptaugenmerk auf den Turnierbedenkzeiten lag, während heutige Engines mittels Blitzstufe oder gar im "Bullet" getestet werden.). Interessant wäre sicher noch das oben gezeigte Verhalten auch mit den Brettcomputern Montreux / Risc 2500 zu untersuchen und diese mit in die Tabelle aufzunehmen. Die hardwarebedingt längeren Bedenkzeiten spielen dabei eine untergeordnete Rolle. Der Vollständigkeit halber sollten auch die Ergebnisse des R30 V2.5 einfließen. Es ist anzunehmen, dass sich die beiden Programmversionen des Risc 2500 ähnlich verhalten wie King 2.0 und früher (also Wechsel von 4- 9 auf 5-10 nebst 1.Sf3 als "Bestmove") und der Montreux und der R30 V2.5 ähnlich wie die Versionen ab King 2.20 (also Wechsel von 4- 9 auf 4-10 sowie 1. e4 als "Bestmove"). Doch erst wenn die Ergebnisse in die Tabelle eingeflossen sind, wird Gewißheit herrschen.

BT-2630-Testergebnisse

Bilder der verschiedenen Ausführungen

ChessMachine Video - Installation + Oberfläche des Schachprogramms (by pato4sen)