Novag Robot Adversary

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Novag Robot Adversary
Hersteller Novag
Markteinführung 1982
CElo 1462
Programmierer Kittinger, David
Prozessor Z80B
Prozessortyp 8 Bit
Takt 6 MHz (Erste Einführung - September 1982)

7,5 MHz (Neue Ausführung - Spielwarenmesse 1984)

RAM 5 KB
ROM 32 KB
Bibliothek 5.500 Halbzüge
Einführungspreis 2.998 DM (1.500 €)
Rechentiefe 14 Halbzüge
BT-2450
BT-2630
Colditz
Verwandt Novag Savant, Novag Savant II
Zugeingabe Magnetsensoren
Zugausgabe Roboterarm + 12 LEDs (u.a. zur Anzeige von "Schach" und "Matt")
Display -
Stromversorgung Netz: 12V~ / 2.2A
Spielstufen 10 (8 Spiel- + 2 Analysestufen)
Maße 46 x 48 x 25 cm / 8,9 Kg
Sonstiges
selbstziehender Roboterarm, Programm Mychess auf 48 KB erweiterbar

Der Robot hat das gleiche Programm wie der Savant II bzw. der Savant Royale, lediglich die Eröffnungsbibliothek wurde um ca. 1000 Halbzüge auf ca. 5500 erweitert. Die Zugeingabe erfolgt über Magnetsensoren unter den Feldern des Spielbretts. Das Außergewöhnliche am Robot - der Name sagt es bereits und auch äußerlich ist es nicht zu übersehen - ist die Zugausgabe über einen Roboterarm, der die Figuren selbständig greift, hochhebt und auf die jeweiligen Zielfelder stellt. Wenn eine Figur geschlagen wird, entfernt er sie vom Brett, und selbstverständlich baut er zu Beginn einer Partie die Grundstellung auf. Diese spektakulären Funktionen sind natürlich nicht jedermanns Sache. Im Schaufenster von diversen Spielwarengeschäfts nahmen sie sich jedenfalls sehr publikumswirksam aus. Der Robot war übrigens das erste Gerät, dass über einen Roboterarm verfügt. Zwar wurde im Herbst 1980 der Boris Handroid vorgestellt, der zwar gut funktionierte, es aber dennoch nie zur Serienreife brachte.

Der Arm des Robot funktioniert nicht nur einwandfrei, er bewegt sich sogar einigermaßen elegant. Zudem hat das Steuerungsprogramm noch einen besonderen Gag: Man kann "Emotionen" (s.h. Video) zuschalten, die sich dann in allerlei Psycho-Mätzchen auswirken, wie man sie zur Genüge bei menschlichen Schachspielern kennt.


Oldies but Goldies: Novag Robot

Ein Blick zurück auf einen Klassiker des Computerschachs

Karsten Bauermeister (aus Computer Schach & Spiele / Heft 5 / Oktober-November 1994)

Gehören Sie auch zu den Leuten, die sich angesichts immer neuer Geschwindigkeits- und Spielstärkenrekorde gelegentlich um ein paar Jahre zurücksehnen, als Rechentiefen um die sechs Halbzüge (ohne selektive Erweiterungen natürlich!) noch Weltspitze darstellten und die Computer noch keine 1800 Elo erreichten? Wahrscheinlich gehören Sie dann auch zu denjenigen, die mittlerweile regelmäßig von ihren Programmen in 20 Zügen überfahren werden und gar nicht wissen, warum sie letztlich eigentlich verloren haben und der Rechner schon im dreizehnten oder vierzehnten Zug eine Mehrfigur in der 20 Halbzüge tiefen Hauptvariante angezeigt hat. Oder Sie gehören zu denjenigen, die eine gewisse nostalgische Neigung haben, wie unser Mitarbeiter Karsten Bauermeister. In seiner neuen Rubrik stellt er in unregelmäßiger Folge klassische Schachcomputer vor, die heutzutage längst zu Sammlerstücken geworden sind.

Denken wir uns in das Jahr 1981 zurück: Der Spezialrechner Belle war mit seiner unglaublichen Geschwindigkeit von ca. 150.000 Stellungen pro Sekunde der unbestrittene Star am Computerschach-Himmel. Die Kaufhausketten hatten große und gut sortierte Schachcomputer-Abteilungen, und Horten brachte sogar eine eigene Schachcomputerbroschüre mit einem Vergleich aller wichtigen Geräte heraus. 1981 fand denn auch die zweite Mikro-Computer-Weltmeisterschaft in Travemünde statt. Kurz gesagt: der Schachcomputer-Markt in Deutschland boomte.

Zu diesem Zeitpunkt beschloss Novag-Chef Peter Auge, der bis dahin nur Kleingeräte gebaut hatte, in der Spitzenklasse der Schachcomputer mitzumischen. Er engagierte David Kittinger, der sich mit seinem Schachprogramm Mychess schon einen Namen gemacht hatte, und ließ in Hongkong eine neue Schachcomputer-Linie entwerfen. Das Ergebnis konnte dann Anfang 1981 in einem farbigen Hochglanz-Faltblatt bestaunt werden: Da gab es den Micro-Chess, den ersten Mini-Schachcomputer mit Druck-Sensorbrett, den vernünftigen Super Sensor IV mit einem 20x20 cm großen Druck-Sensorbrett, den revolutionären Savant mit einem LCD-Brett, auf dem die Züge mittels Fingerberührung der Felder eingegeben wurden, und als Krönung den Robot Adversary, der seine eigenen Züge mittels eines Greifarme ausführte.


Technik und Design vom Feinsten

Die Technik umfasste diverse Kupplungen und eine ausgeklügelte Software, die den Arm des Robot erst die Felder zügig ansteuern und ein wenig darüber hinausfahren ließ, und ihn dann im Rückwärtsgang mit leichtem Schwung zurückführte. Sie erwies sich aber wohl doch als erheblich komplizierter als erwartet. Jedenfalls verzögerte sich die Auslieferung des Robot bis in den September 1982, und auch die ersten schließlich ausgelieferten Geräte hatten mit diversen Kinderkrankheiten zu kämpfen.

Schon vordergründig bestach der Robot durch sein futuristisches Äußeres. Das brachte ihm im Januar 1983 den Governor's Award ein, einen Preis der Hongkonger Industrie für herausragendes Design und technische Leistungen. So ist der Robot beispielsweise das einzige Gerät, dessen 48x46 cm großes Gehäuse inklusive des Magnetsensorbrettes fast komplett aus Metall besteht. Weiter besitzt der Robot eine Anzeige aus 12 roten LEDs, die unter einer dunklen Plexiglasabdeckung rechts oben schlummert und so nicht ohne weiteres als solche zu erkennen ist. Mittels dieser LEDs kann der Robot Schach und Matt anzeigen, was im Spiel völlig ausreicht.


Kein kommerzieller Erfolg

Ein großer Erfolg war der Robot jedoch für Novag nie, was vermutlich nicht nur am hohen Preis von anfänglich 2700,- DM lag, sondern vielmehr an der Spielstärke, nach der Schachcomputer nun einmal überwiegend beurteilt werden. Das 32 KB-Programm stammte aus dem Savant II, besaß jedoch eine auf ca. 5500 Halbzüge vergrößerte Eröffnungsbibliothek. Damit war der Robot 1982 ungefähr eine Klasse schlechter als die konkurrierenden Spitzengeräte von Fidelity (Elite Champion und Prestige) und Mephisto (Programm-Modul ESB II). Zur Orientierung: Der Fidelity Prestige, das 1982 wohl stärkste Gerät, wird in der schwedischen Liste 1994 mit 1656 Elo-Punkten angegeben; der Robot dürfte noch 100 bis 150 Elo-Punkte darunter liegen. Hier eine kleine Kostprobe seiner Spielkünste:

In anderen Partien zeigt sich aber eine gewisse Anfälligkeit:

Emotionen

Die interessanteste Eigenschaft neben der Technik fördert aber eine Taste mit der Bezeichnung "Emotions" zutage. Ist diese Funktion eingeschaltet, "freut" und "ärgert" sich der Computer während einer Partie lautstark! Bei einem Figurenverlust fährt beispielsweise der Arm des Robot unter lautem Sirenengeheul mehrfach quer über das Brett, und die LEDs fangen an, wild zu blinken. Ähnliches geschieht, wenn der Robot Matt setzt. Damit dürfte der Robot die Ehre haben, der lauteste Schachcomputer zu sein, der je gebaut wurde. Die höchste Form computerschachlicher Arroganz erfährt man allerdings bei ausgeglichenem Materialstand: Dann fährt manchmal der Arm des Robot auf den gegnerischen König zu und berührt diesen leicht seitlich, bis er schräg steht. Die Geste ist eindeutig: "Gib endlich auf, Patzer", gibt der Computer seinem menschlichem Gegenüber hiermit zu verstehen! Allein diese Taste macht den Robot zum wohl faszinierendsten Stück meiner Schachcomputer-Sammlung.


Video von Rüdiger Patommel - Novag Robot "Emotions"


Sammlerglück mit 2000 Stück

Die Produktion des Robot wurde nach nur 2000 gebauten Exemplaren eingestellt, was ihn aber heutzutage bei Sammlern umso begehrter macht. Ich werde oft gefragt, was der Robot denn heute wert sei. Schwer zu sagen, da es keinen wirklichen Markt für "klassische" Schachcomputer gibt. Wenn in den letzten Jahren einmal ein Robot verkauft wurde, dann wechselte gewöhnlich eine vierstellige Stimme den Besitzer. Diesbezügliche Anfragen bei mir sind jedoch zwecklos. Mein Exemplar ist unverkäuflich und soll weiter meine eigene Sammlung zieren.


Inside the Chess Computer

"Keyboard" (bottom side)
Mainboard
Mainboard with component identification
CPU
RAM Bank
ROM PCB


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