Fidelity Elite Avant Garde
Fidelity Elite Avant Garde | ||
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Hersteller | Fidelity | |
Markteinführung | 1986 | |
CElo | 1835 | |
Programmierer | Spracklen, Dan & Kathe | |
Prozessor | 6502 | |
Prozessortyp | 8 Bit | |
Takt | 5 MHz | |
RAM | 16 KB | |
ROM | 28 KB | |
Bibliothek | 8.000 Halbzüge | |
Einführungspreis | 1998 DM | |
Rechentiefe | 19 Halbzüge | |
BT-2450 | ||
BT-2630 | ||
Colditz | ||
Verwandt | Fidelity Designer 2100, Fidelity Par Excellence | |
Zugeingabe | Magnetsensoren | |
Zugausgabe | 64 Feld LEDs, Sprache | |
Display | 2 mal 4-stellige 7-Segment Anzeige (LED) | |
Stromversorgung | Netz | |
Spielstufen | 15 | |
Maße | 48,3 x 45,7 x 6,2 cm; Spielfeld = 36 x 36 cm | |
Sonstiges | ||
Druckeranschluss, Sprachausgabe |
Ende 1985 / Anfang 1986 brachte Fidelity mit dem Avant Garde den Nachfolger des Fidelity Elite A/S Challenger heraus. Optisch sind die Geräte ähnlich, Tasten und Display sind jedoch von vorne (Elite A/S) nach rechts gebracht und um ein 2. Display ergänzt worden. Bei dem Programm handelte es sich um das sog. "Elite XC", das die offene amerikanische Computermeisterschaft in Mobile (Alabama) 1985 gewonnen hatte. Daher erhielt das Gerät auch den Namen "Mobile Master (6081)". Auf der 8 Bit Basis des 6502 Prozessors, folgte 1986 noch der Fidelity Elite Avant Garde 2100 (6088), welcher ein leicht überarbeitetes Par Excellence Programm mit einer größeren Eröfnnungsbibliothek (28.000 Halbzüge) enthielt.
Fidelity siegte in Alabama
(aus Computer Schach & Spiele / Heft 3 / August-September 1985)
In Mobile, Alabama, wurde Mitte Juni die erste Offene US-Meisterschaft für Computer veranstaltet. Der ehemalige Computerschach-Weltmeister BELLE, der als hoher Favorit ins Rennen ging, wurde von etlichen Mikros abgehängt.
Gewonnen hat ein Experimental-Gerät von Fidelity mit der Bezeichnung „Elite XC", das 5,5 Punkte aus sechs Partien und damit ein Traum-Elo von 2240 (!) für dieses Turnier erreichte. Es handelte sich um ein verbessertes Elite-AS-Programm, dass auf einem 6,1 MHz 65CO2-Prozessor lief. Man bekam allerdings wenig vom Innenleben zu sehen, obwohl die Spezialplatine außerhalb des Sensorbretts lag und mit diesem durch ein Flachbandkabel verbunden war. Denn alle wichtigen Bausteine waren mit Aufklebern versehen, die zwar Information über deren Aufgaben im System (Programm, Prozessor, I/O) lieferten, die elektronischen Eigenschaften jedoch effektiv verbargen. So schützt man sich vor den neugierigen Blicken der Konkurrenz!
Ausgezeichnet haben sich auch zwei Novag-Geräte geschlagen. Hinter „Novag Y" versteckte sich das bekannte Novag Monster und beim „Quattro X" hatte man es mit einem sehr ähnlichen Programm im Constellation-Gehäuse zu tun. Dave Kittinger war mit dem Endergebnis nicht zufrieden, allerdings sahen seine Geräte recht seriennah aus und könnten im Herbst tatsächlich im Laden erhältlich sein.
Zufrieden konnte auch Hegener + Glaser sein, denn ein Serien-Modular mit B + P remisiert in der ersten Runde gegen BELLE und errang zum Schluss 3,5 Punkte, was bei der starken Konkurrenz einer Turnierleistung von 2141 Elo-Punkten entsprach. Das ist bislang das höchste Ergebnis, das je von einem Seriengerät erreicht werden konnte.
Nicht ganz überzeugt haben Mephisto Modular SX und Exclusive SX. Beide Geräte waren mit dem im letzten Augenblick fertiggestellten 68000-Programm von Richard Lang ausgestattet, dass beim Kasparow-Simultan in Hamburg auf dem Pinnacle lief. Dem Programmautor war bei der Umstellung auf die Mephisto-S-Hardware - in nur einer Woche hatte Lang die Brett- und Tastaturabfrage sowie die LCD-Ansteuerung „gestrickt" - einige Fehler unterlaufen, so dass der Computer in der letzten Runde plötzlich einen legalen Zug nicht annahm. Das Programm spielte in manchen Partien ausgezeichnet und in anderen unverständlich schlecht. In der Partie gegen den späteren Sieger Fidelity SX kam noch Pech hinzu: Mit König, Turm und Springer gegen den nackten König des Gegners überschritt Exclusive SX im letzten Zug die Zeit!
Das „Computer-Open" in Alabama fand bei allen Beteiligten großen Anklang und soll zu einer ständigen Institution in den USA werden.
Die Schlusstabelle:
Sensationell war das schlechte Abschneiden von Spezialrechner Belle, der drei Turmendspiele mit 1, 2 und 3 Mehrbauern nicht gewinnen konnte. Man muss vermuten, dass die Belle-Autoren zur Zeit neue Algorithmen ausprobieren, die noch nicht richtig greifen.
# | Program | CC | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | P |
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1 | Fidelity Elite XC | US | 17b½ | 15w1 | 6b1 | 9w1 | 2w1 | 3b1 | 5½ |
2 | Bebe | US | 12w1 | 4b1 | 9b1 | 3w½ | 1b0 | 5b1 | 4½ |
3 | Novag Y | US | 18w1 | 14b1 | 5w½ | 2b½ | 7w1 | 1w0 | 4 |
4 | Novag Quattro X | US | 10w1 | 2w0 | 11b1 | 7b0 | 17w1 | 8w1 | 4 |
5 | Belle | US | 7b½ | 17w1 | 3b½ | 8w½ | 6b1 | 2w0 | 3½ |
6 | Fidelity Avant Garde | US | 15b½ | 7w1 | 1w0 | 10b1 | 5w0 | 12b1 | 3½ |
7 | Mephisto Modular | DE | 5w½ | 6b0 | 17b1 | 4w1 | 3b0 | 9w1 | 3½ |
8 | Fidelity Elite XA | US | 9b0 | 16w1 | 14w1 | 5b½ | 12w1 | 4b0 | 3½ |
9 | Novag Super Con X | US | 8w1 | 11b1 | 2w0 | 1b0 | 14w1 | 7b0 | 3 |
10 | Turbostar Comp X | US | 4b0 | 12w½ | 13b½ | 6w0 | 16b1 | 14w1 | 3 |
11 | Mephisto Modular SX | DE | 16b1 | 9w0 | 4w0 | 14b0 | 18w1 | 13w1 | 3 |
12 | Turbo Kasparov | US | 2b0 | 10b½ | 15w1 | 13w1 | 8b0 | 6w0 | 2½ |
13 | Fidelity PC X | US | 14w0 | 18b1 | 10w½ | 12b0 | 15w1 | 11b0 | 2½ |
14 | Novag X | US | 13b1 | 3w0 | 8b0 | 11w1 | 9b0 | 10w0 | 2 |
15 | Mephisto Exclusive SX | DE | 6w½ | 1b0 | 12b0 | 16w½ | 13b0 | 18w1 | 2 |
16 | Turbo 640 | US | 11w0 | 8b0 | 18w½ | 15b½ | 10w0 | 17b1 | 2 |
17 | MyChess II X | US | 1w½ | 5b0 | 7w0 | 18b1 | 4b0 | 16w0 | 1½ |
18 | B11 (Baby Belle) | US | 3b0 | 13w0 | 16b½ | 17w0 | 11b0 | 15b0 | ½ |
Das Turnier war so aufgebaut, dass die Hersteller in einigen Runden ihre eigenen Maschinen gegeneinander antreten lassen mussten. Die Regeln besagten eindeutig, dass die Betreiber der einzelnen Computer das Recht hatten, im Namen ihrer Maschinen zurückzutreten oder ein Remis anzubieten. Offenbar war die Versuchung, die Regeln auszunutzen, für Fidelity zu groß, um ihr zu widerstehen.
Avant Garde und Excellence
Die neuen Stars von Fidelity
Bernd Schneider (aus Computer Schach & Spiele / Heft 3 / Juni-Juli 1986)
Mit Preissenkungen und ganzseitigen Anzeigen wirbt die neue Fidelity-Vertretung in Deutschland für zwei Geräte: Den Excellence (DM 398,-) und den Avant Garde (DM 1.998,-). CSS-Redakteur Bernd Schneider hat sich über beide Geräte ein Urteil gebildet.
Und wieder einmal kam eine Lady auf den Markt, ganz unbemerkt, denn alle Welt spricht von dem Avant Garde - und dabei heißt es doch eindeutig frz. L'Avant Garde (f) die Vorhut. Aber unsere Geräte sind eben leider immer männlichen Geschlechtes, heißen sie nun Avant Garde oder "La Regence" (sogar die Franzosen, die diesen Schachcomputer schufen, haben auch kapituliert und sind auf "L'Empereur" umgestiegen ... ).
Wie dem auch sei, der Avant Garde ist die zweifellos schönste Steigerung der altbekannten Elite, Elite Budapest und Elite Glasgow. Wie beim Prestige sind die Displays an die rechte Seite gerückt, nur dass es zu Prestiges Zeiten lediglich eine Anzeigeeinheit gegeben hat.
Kommunikation Mensch-Computer
Wozu aber gibt es beim Avant Garde plötzlich derer zwei? Der tiefere Grund liegt wohl darin, dass im Zeitalter der 2000-Elo-Schachcomputer das Interesse der Benutzer insgeheim längst abgerückt ist von der reinen Spielstärke. "Kommunikation" heißt das neue Stichwort, Kommunikation zwischen Mensch und Maschine. Man spielt nicht nur gegen den Computer, man will auch wissen, wie er spielt. Bei der reichlich angebotenen Information weiß der Durchschnittsspieler, wenn er wieder in einer Partie gegen seinen Avant Garde Zweiter wird, wenigstens jederzeit während seines Unterganges über die dazugehörige Suchtiefe (des Computers!) und die sonstigen Charakteristika des findigen Zugerzeugers bescheid. Aber Spaß beiseite: Den Informationsfluss Computer-Mensch sollte man großschreiben - und der Avant Garde liegt voll im Trend.
Die beiden Displays geben im Grunde genau dieselben Informationen an den Benutzer weiter, die auch die vorangegangenen Elite vermittelten, nur dass man außer der Zug-Summenzeit gleichzeitig auch Aufschluss über Suchtiefe, Variantenzahl, Positionsbewertung und Zuganzahl bekommt. Neu hingegen ist, dass einen die blecherne Stimme zwar begrüßt, dann jedoch (angenehmerweise) verschwindet und die Zugausführung nur noch vom üblichen Piepton begleitet wird. Auf Wunsch kann die Stimme natürlich wiederbelebt werden. Die Taste, die dieses besorgt und auch für die übrigen Sonderfunktionen zuständig ist, heißt nicht mehr RE, sondern passender "Option". Ihre Betätigung wird im vorderen Display bestätigt. Über LV (= Level) werden wie gehabt die Spielstufen gewählt; iterative und nicht-iterative Suche mit begrenzter Suchtiefe sind wieder vorhanden, außerdem Analyse- und Mattsuchstufe. Wie üblich gibt es auch die Blitzschachstufe - und hier spielt nun das Doppeldisplay seine besonderen Trümpfe aus: Im Countdown-Modus werden die Restzeiten beider Seiten angezeigt, so dass man immer weiß, wieviel einem selbst bzw. dem Computer an Nachdenkzeit verbleibt. So macht Blitzen Spaß! Auch der Sinn der seitlichen Anordnung der Displays wird nun verständlich: Das jeder Farbe zugeordnete Display befindet sich direkt neben der Grundaufstellung dieser Farbe. Es gibt nie den geringsten Zweifel darüber, welches Display wozu gehört!
Schnellere Hardware
Der Avant Garde ist offensichtlich eine nahe Verwandte der vorangegangenen Elite-Geräte. Etliche Bauteile wie Tasten, Displays und Spielbrett sind die gleichen. Im Inneren pocht indes das schnellste Herz, das Fidelity je einem Seriengerät implantierte: Der Prozessor vom Typ 65C02 P4 "tickt" mit 5 MHz. Fast schon langsam für das, was diese CPU eigentlich vermöchte - doch hier setzen wohl die EPROMs eine Grenze.
Taktisch verbessert
Im Spiel selbst zeigt sich, dass der Avant Garde taktisch noch gefährlicher als der Elite Glasgow geworden ist - nicht nur wegen des schnelleren Prozessors. Da solche Geräte den Colditz-Test im Grunde bereits "sprengen", habe ich auf ihn verzichtet. Stattdessen wurde der Avant Garde dem "Scheidl-Test" (CSS 1/86, S.30-31) unterzogen. Dabei schnitt er im Vergleich zu einem auf 5 MHz laufenden Elite Glasgow und dem normalen Super Constellation deutlich besser ab (siehe Tabelle). Alle Tests wurden auf der Analysestufe bis zur Mattankündigung, bzw. bis der Zug eindeutig behalten wurde, durchgeführt. Betrachtet man hingegen die praktischen Partien, so wird gegenüber dem Vorgänger, Elite Glasgow, keine positionell verbesserte Spielweise erkennbar. Und im Vergleich zum mächtigen Konkurrenten Mephisto Amsterdam (siehe Vergleichskampf in diesem Heft) wirken die positionellen Züge des Avant Garde manchmal sogar ein wenig hilflos.
Das heißt jedoch keineswegs, dass dieser Computer schlecht spielt. Er benimmt sich zäh und listenreich und macht es dem Gegner keinesfalls leicht, ihn niederzuringen. Dabei tun ihm längere Bedenkzeiten insgesamt gut: Mein deutlicher Eindruck war, dass der Avant Garde relativ zu anderen Geräten auf der Turnierstufe eher zulegt. Im Blitzen unterscheidet er sich dagegen nur unwesentlich vom Elite Glasgow.
Insgesamt ist der Avant Garde ein echter Fortschritt. Er ist aus Bewährtem entstanden und durch Verbesserungen zu einem äußerst ansprechenden Partner geworden. Es macht Spaß, mit ihm zu blitzen, es ist spannend, bei Analysen in die beiden "Augen" seines elektronischen Hirns zu blicken. Und er ist ganz einfach schööön.
Ergebnisse im Scheidl-Test
Aufgaben | Avant Garde | Excellence | Elite Glasgow | Super Constellation |
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Vierzüger | 29 Sek. | 46 Sek. | 40 Sek. | 1 Min. 15 Sek. |
Erstickungsmatt | 10 Sek. | 56 Sek. | 53 Sek. | 43 Sek. |
Damenmatt | 7 Min. 11 Sek. | >20 Min. | >20 Min. | 9 Min. 36 Sek. |
Capablanca-Aljechin | 1 Min. | 1 Min. | 1 Min. | 40 Sek. |
Meyer-Bestmann | 6 Min. 20 Sek. | 6 Min. 30Sek. | 6 Min. 13 Sek. | 3 Min. 50 Sek. |
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Im Jahr 1989 wurde der Avant Garde neu aufgelegt. Die Versionen 1 bis 10 des Elite Avant Garde beinhalteten nun 16 bzw. 32 Bit Hardware.
- - siehe Fidelity Elite Avant Garde Versionen.
Zu den höheren Versionen existieren auch spezielle Artikel:
Version | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11* |
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Nummer | 2265 | 2265 | 2265 | 2265 | 2265 | 2325 | 2325 | 2325 | 2325 | 2325 | 2325 |
Model | 6114-1 | 6114-2 | 6114-3 | 6114-4 | 6114-5 | 6117-6 | 6117-7 | 6117-8 | 6117-9 | 6117-10 | 6117-11 |
RAM (Hash Tables) | 128K | 128K | 512K | 1024K | 192K | 512K | 1024K | 640K | 1024K | 1024K | 2048K |
Hash Table Stellungen | 16.000 | 16.000 | 64.000 | 128.000 | 24.000 | 64.000 | 128.000 | 80.000 | 128.000 | 128.000 | 256.000 |
Programmgröße | 128K | 128K | 128K | 128K | 128K | 128K | 128K | 128K | 128K | 1024K | 1024K |
Takt (MHz) | 16 | 16 | 16 | 16 | 16 | 20 | 20 | 20 | 32 | 25 | 66 / 72 |
Prozessor | 68000 | 68000 | 68000 | 68000 | 68000 | 68020 | 68020 | 68020 | 68030 | 68040 | 68060 |
Anzahl Prozessoren | 1 | 1 | 1 | 1 | 2 | 1 | 1 | 2 | 1 | 1 | 1 |
Lernfähigkeit | nein | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja | ja |
* Bei der sogenannten Version "11", welche keine offizielle darstellt, handelt es sich um einen Eigen- bzw. Umbau durch Herrn Bucke. Weitere Informationen finden sich im Artikel von Alwin Gruber |