Spracklen, Dan & Kathe

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Die "Spracklens" (1978)

Manch einer mag ein begeisterter Anhänger der Programme von Richard Lang oder David Kittinger sein, doch in der kurzen Geschichte des Computerschachs gibt es wohl nur zwei lebende Legenden: Danny (Dan) und Kathleen (Kathe) Spracklen.

Sie gewannen vier Mikro-Weltmeister-Titel (1980, 1981, 1983 und 1984) für Fidelity Electronics, eines ihrer Mikro-Programme war das erste, das einen Internationalen Meister in einer veröffentlichten Turnierpartie schlug und das erste, das den amtierenden Computer-Weltmeister aller Klassen auf einem Turnier schlug (Partie gegen Cray Blitz, ACM-Turnier Orlando 1988)!

Begonnen hatte alles 1977, als dem Ehepaar Spracklen aus San Diego in Kalifornien ein Basic-Listing von einem noch unfertigen Schachprogramm in die Hände fiel. Kathe spielte Schach und Dan war Elektronik-Fachmann, so dass der Entschluss ein Schachprogramm zu schreiben schnell gefasst war. Ihr erstes, natürlich noch nicht ausgereiftes Schachprogramm, nannten sie nach einem altorientalischen König Sargon und ließen es 1978 zu Testzwecken auf einem Schachcomputerturnier in San Jose mitspielen, welches prompt gewonnen wurde!

Weitere Erfolge bei Turnieren und Testpartien ließen den Entschluss reifen, Schachprogrammierung professionell zu betreiben, was dadurch möglich wurde, dass die Spracklens von der Firma Chafitz unter Vertrag genommen wurden, die die Produkte von Applied Concepts vertrieben. Das erste kommerzielle Produkt der Spracklens war dann das Programm Sargon 2.5, das im Multi-Game-System (MGS) und im Autoresponse-Board (ARB) eingesetzt wurde. Zu dieser Zeit war Sargon 2.5 eindeutig das stärkste käufliche Programm auf dem Markt.

Bald darauf überwarf man sich jedoch mit Chafitz wegen der Tantiemen für ihre Programme, was schließlich zur Trennung führte. Zu dieser Zeit suchte gerade Fidelity einen neuen Programmierer für seine Spitzengeräte, was der Beginn einer langen und erfolgreichen Zusammenarbeit wurde. 1980 gewann man mit dem Chess Challenger X die 1. Mikro Weltmeisterschaft und auch die 2. Weltmeisterschaft in Travemünde. Das dortige Spitzengerät kam anschließend unter dem Namen Elite Challenger für 4000,- DM in den Handel. Es folgten eine Reihe weiterer Spitzenprogramme und Weltmeistertitel: 1983 wurde die Mikro-WM in Budapest mit dem Elite 'A/S' gewonnen und 1984 erfolgte eine Aufteilung des Mikroweltmeistertitels auf vier Programme, darunter auch die neue Version des Elite A/S Glasgow. Leider war dies der letzte Weltmeistertitel des Programmiererehepaares aus Kalifornien. Dennoch verbuchten sie weitere Erfolge oder bahnbrechende Neuerungen mit ihren Programmen.

Sie programmierten den ersten Mikroschachcomputer der Welt, der Hash Tables benutzte, (den Excel 68000 von 1987), den ersten Mikro-Schachcomputer, der Singular Extensions zur vertieften Suche von Erfolg versprechenden Varianten anwandte (den Mach III von 1988), den ersten Computer, der situations-bezogene Kommentare zu Schachstellungen abzugeben vermag (Chesster oder in Deutschland Kishon Chesster von 1990), den ersten Mikro, der aus seinen Fehlern lernen kann (Elite Version 2-10 von 1989), den ersten Multi-Prozessor-Mikro (Elite Version 5 von 1991) und zuletzt das erste Mikroprogramm, das auf einem SPARC-Prozessor läuft, und beinahe 1991 in Madrid Weltmeister aller Klassen geworden wäre. Dieses war jedoch nach dem Konkurs der amerikanischen Firma kein Fidelity-Programm mehr, sondern eines der Firma Saitek, bei denen die Spracklens zu dieser Zeit unter Vertrag standen. Leider trennte sich Saitek nach kurzer Zeit unverständlicherweise von diesen Spitzenprogrammierern, da wohl in der Produktpalette dieser Firma kein Spielraum mehr für ein weiteres Spitzenprogramm war. Zugleich stellte das Sparc-Modul aus dem Jahre 1993 das letzte Programm aus der Feder der Spracklens dar und das Ende des Programmiererteams. Die Hoffnung auf ein neues spielstarkes Programm der Spracklens blieb der großen Fan-Gemeinde leider versagt, aber im Jahre 2001 erfuhr das Spracklen Programm des Fidelity Elite V10 eine wahre Renaissance. Der Fidelity Experte Wilfried Bucke entfesselte mit der "Version 11" den Fidelity Kult erneut. Alwin Gruber hat dieses Gerät in einem Artikel vorgestellt:

Schachcomputer, Module und Software